Der obere Abschluss der Grabstele – vermutlich ein Giebel wie verwandte Steine nahe legen – ist wahrscheinlich nicht erhalten, so dass die Stele heute in zwei Blöcke gegliedert erscheint. In der unteren Hälfte steht ein Mensch unter einer Arkadenarchitektur. Er erhebt die Arme zum Gebet und ist mit einer langärmeligen Tunika bekleidet. Der Gebetsgestus drückt nicht nur die Frömmigkeit des Verstorbenen aus, sondern der Dargestellte fordert damit gleichsam die Hinterbliebenen auf, für ihn zu beten. Die in flachem Relief gearbeitete Szene spielt unter einer Blattarkade, die sich im Rundbogen über zwei Säulen spannt. Auffällig sind die sehr tief gesetzten Bohrlöcher als Augen des Verstorbenen.
Auf der oberen Steinhälfte ist in griechischer Sprache zu lesen: „Gott unserer (Väter), laß die Seele deiner Diener Pusei und Kosmas ausruhen. Laß sie auch eingehen in den Schoß Abrahams und Isaaks und Jakobs. Er starb im Herrn am 15. Pharmuti, (sechs Jahre alt?), im 419. Jahr seit Diokletian. Amen +“ (übersetzt nach Effenberger). Die Jahresangabe folgt der für die ägyptischen Christen der Spätantike üblichen Zeitrechnung nach Märtyrern. Als Ausgangsjahr der Zählung gilt der Regierungsantritt Kaiser Diokletians im Jahr 284 n. Chr., der für die unter ihm durchgeführten Christenverfolgungen berüchtigt war. Demnach sind die in der Inschrift benannten Pusei und Kosmas im Jahr 703 n. Chr. verstorben. Es mag verwundern, dass nur ein Mensch dargestellt, aber von zwei Verstorbenen die Rede ist. Allerdings sind auf spätantiken Grabsteinen Bild und Schrift nicht immer aufeinander abgestimmt. Es kann aber auch sein, dass Darstellung und Grabtext hier nicht gleichzeitig entstanden sind. Falls doch, ist diese Stele eines der wenigen fest datierten Grabreliefs dieser Zeit mit figürlicher Darstellung.
Entstehungsort stilistisch: Ägypten, Medinet el Fajum
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