Das zweizonige Kapitell ist von vorzüglicher Qualität. Die untere, korbförmige Zone wird von einem Rautengeflecht aus Weinranken mit Blättern und Trauben überzogen, die aus acht winzigen Kelchen aufwachsen. Die tiefen Zwischenräume und die zum Teil à jour gearbeiteten Ranken bewirken, dass sich der Reliefschmuck hell von dem verschatteten Grund abhebt. Die obere Zone zeigt an den Ecken die Vorderkörper (Protome) liegender Löwen, dazwischen verschiedene Motive, eine Blütenrosette, ein Gemmenkreuz vor einem X (dem griechischen Chi) als Initiale des Namens »Christus« im Lorbeerkranz, ein teils weggebrochenes Monogramm, welches wenigstens die Buchstaben A, N und C enthielt und wohl den Stifter oder Bischof nannte, und einen geflochtenen Korb mit Früchten.
Die Zweizonigkeit des Kapitells, die Verwendung von Tierprotomen in der oberen Zone, das netzartige, gleichmäßige Überziehen mit pflanzlichem Dekor und die à jour-Technik sind Merkmale, die in der hauptstädtischen konstantinopolitanischen Kapitellplastik justinianischer Zeit, also im 6. Jahrhundert, ausgebildet und in den Provinzen nachgeahmt wurden. Auf Grund seiner geringen Größe wird das Kapitell zu einem Ausstattungsstück gehört haben, etwa einem Altarbaldachin oder einer Templonanlage. Das 1909 in Kairo erworbene Stück soll aus Bawit stammen.
Entstehungsort stilistisch: Ägypten
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