Das Grundgewebe der beiden Fragmente besteht aus äußerst feinem, fest verwebtem und anscheinend gebleichtem Garn. Das größere Fragment ist im unteren Teil mit einer Borte besetzt. Reste einer solchen haben sich auch auf dem kleinen Fragment links erhalten. Spuren einer gelösten Naht sind an der rechten Kante des größeren sowie an der linken Kante des kleineren Fragments erhalten.
Die Borte auf dem größeren Fragment ist mit einem Streifen aus fünf, durch schlichte dünne Linien voneinander abgesetzten Bahnen verziert. Die äußeren Bahnen schmücken nach außen gerichtete dreilappige Blätter auf hellem Grund; die Enden rechts sind schlicht schwarzblau. Die mittlere Bahn enthält aneinandergereihte Punkte. In den breiteren Bahnen darüber und darunter ist je ein nach links blickendes Tier mit gepunktetem Körper (Kröte oder entstellter Vogel?) bewahrt. Ein längliches Feld, das links mit einem nach rechts geöffneten Bogen abschließt, welcher zwischen der oberen und unteren Linie vermittelt, markiert das rechte Ende der Bahnen. In diesem Feld liegt jeweils ein horizontales Stäbchen, das auf eine lotgerecht ansetzende, heute zerstörte geometrische Form (Halbkreis, Dreieck oder Rechteck) trifft. Der Bortenrest auf dem kleinen Fragment zeigt nur noch die unverzierten Enden abwechselnd hell- und schwarzblaugrundiger Bahnen.
Ein Photo in einer Publikation aus dem Jahre 1926 zeigt ein Gegenstück zur Borte des größeren Fragments zusammen mit der Borte Inv. 9332 bzw. mit deren Pendant: Letztere sitzt an der Gewebekante, erstere in geringem Abstand parallel dazu auf dem Gewebe. Diese Anordnung ist typisch für den Dekor von Ärmeln einer Tunika. Höchstwahrscheinlich handelt es sichbei den beiden Fragmenten um Reste eines solchen. Hhierfür sprechen auch die erhaltenen Nahtspuren an der rechten bzw. linken Kante.
Veröffentlichung: E. Ehler, C. Fluck, G. Mietke, Wissenschaft und Turbulent. Wolfgang Fritz Volbach, ein Wissenschaftler zwischen den beiden Weltkriegen, Wiesbaden 2017, S. 67-69, Kat. 35f.
Cäcilia Fluck (2017)
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