Die Skulptur stellt den Lieblingsjünger Jesu und späteren Evangelisten Johannes als Apostel dar. Der nicht mehr vorhandene Kelch in seiner rechten Hand nahm Bezug auf den in der Legenda Aurea geschilderten Vergiftungsversuch, den der Oberpriester der Diana von Ephesus, Aristodemos, unternahm, als Johannes nach dem Tode Kaiser Domitians aus der Verbannung dorthin zurückkehrte. Das nicht zu diesem Ereignis passende, fast noch knabenhafte Alter der Berliner Figur verweist darauf, dass Johannes unter den Begleitern Jesu der Jüngste gewesen ist. In ihrer direkten Anlehnung an antike Gewandfiguren ist sie ein charakteristisches Beispiel für die streng dem Vorbild verhaftete Antikenrezeption der venezianischen Skulptur am Ende des 15. Jahrhunderts.
Entstehungsort stilistisch: Venedig
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