Von dem Landschaftsmaler Gustav Olbricht sind heute nur mehr wenige Arbeiten bekannt. Die farblich zurückgenommene Ansicht eines baumbestandenen Dorfwegs, der sich an einem Bach entlang in die Tiefe zieht, zeigt einen heute topographisch schwer bestimmbaren Landstrich der Grafschaft Glatz (Kłodzko) im heutigen Polen, einer Region, in der der Künstler geboren und aufgewachsen war. Das Bild befand sich seit 1920 im Schlesischen Museum der bildenden Künste in Breslau. Hier war Olbricht von 1880 bis zu seinem Tod 1892 Gemälderestaurator gewesen, was den privaten Sammler Siegfried Gerstel dazu veranlaßt haben mag, das Bild 1920 dem Breslauer Museum zu vermachen.
1953 zählte die »Glatzer Gebirgslandschaft« zu jenen rund hundert Werken »deutscher Künstler […], die Denkmäler der Kultur des deutschen Volkes« darstellten und auf Bestreben des damaligen polnischen Parteichefs und Ministerpräsidenten Bolesław Bierut als »Freundschaftsgeschenk des polnischen Volkes« an die Deutsche Demokratische Republik übergegeben wurden (Deutsche Malerei, Freundschaftsgeschenk des polnischen Volkes an das deutsche Volk, Ausst.-Kat., Berlin 1953, S. 8). Etwa die Hälfte dieser Werke stammte aus dem Schlesischen Museum der bildenden Künste in Breslau, darunter Arnold Böcklins Entwurf für das Wandgemälde im Treppenhaus des Museums (»Fertur lux in tenebras«, Inv.-Nr. A III 313), Arbeiten von Anton Graff, Carl Bantzer oder Lovis Corinth sowie 32 Arbeiten von Hans Thoma (davon 27 aus dessen Nachlaß). Thomas Arbeiten waren vor 1945 nach Schlesien ausgelagert worden; 1993 wurden sie an die Erben restituiert. | Regina Freyberger
de