»Verschiedene Male hatte ich das Glück und die wohl seltene Auszeichnung, Corinth als Modell zu dienen, er hat mich fünf- oder sechsmal porträtiert, ich selber allerdings besitze nur zwei davon. Corinth war über meine drastische, aber manchmal treffende Kritik überrascht, auch konnte er aus meinem Munde ein ablehnendes Urteil vertragen« (Arthur Kraft an Charlotte Berend-Corinth, in: dies., Lovis Corinth, München 1992, Anhang der Briefe und Zitate, Nr. 14, S. 222 f.).
Im Jahre 1912 entstand das wohl erste Porträt der markanten Person des Pelzhändlers Arthur Kraft (Lebensdaten unbekannt), eines umtriebigen Mitglieds der Berliner Gesellschaft und begeisterten Kunstsammlers (Verbleib ungekannt, vgl. Ch. Berend-Corinth, Die Gemälde von Lovis Corinth, München 1992, WVZ Nr. 535). Zwei Jahre später entstand das Rollenporträt als Renaissancefürst Cesare Borgia – das zweite Bild, das Kraft erwarb. Ob Corinth das Bild auf Wunsch von Arthur Kraft oder aus eigenem Antrieb malte und ob er zu dem Bild durch eines der zahlreichen Kostümfeste der Berliner Künstlerschaft, wo vielleicht Kraft dieses Kostüm trug, angeregt wurde, ist unbekannt. Ebenfalls 1914 malte Corinth Arthur Kraft im selben Kostüm in der Rolle des Renaissancedichters Ludovico Ariosto (Berlinische Galerie, vgl. ebd., WVZ-Nr. 613).
»Corinth bezog seine Impulse aus einer tieferen Erlebnisschicht. Seine Gestalten lebten in ihm mitunter schon jahrelang, bevor er den geeigneten Modellen begegnete und seine Vision auf der Leinwand konkrete Formen annahm« (Ch. Berend-Corinth, Die Gemälde von Lovis Corinth, München 1958, S. 167). | Angelika Wesenberg
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