Von dem vorwiegend als Bildnismaler bekannt gewordenen Ferdinand von Rayski gibt es aus den 1830er Jahren eine Reihe Darstellungen dahinjagender Pferde. Die dynamischste der Kompositionen ist die als Untermalung steckengebliebene Darstellung »Der Pferdedieb« (um 1836). Daß es sich hier nicht um eine bloße Skizze, sondern um eine Arbeitsstufe hin zu einem vollendeten Werk handelt, zeigt die Quadrierung auf der hellen Leinwand des Hintergrundes. Eine zweite, ausgeführte Version des Bildes, deutlich kleiner als die erhaltene Skizze, zeigte bis auf Einzelheiten die gleiche Darstellung (ehemals Privatbesitz, Kriegsverlust; vgl. Ferdinand von Rayski, Ausst.-Kat., Dresden 1990, S. 7, Abb. 2). Alle Binnenzeichnungen sind bei diesem starkfarbigen Bild verschwunden. Das größere, unfertige Werk mit der in nervöser Handschrift und lockerer Großzügigkeit hingeworfenen Untermalung wirkt genialer; die Nähe zu den französischen Vorbildern ist hier evident. Rayski weilte 1834 und 1835 zu Studienzwecken in Paris. Er lernte Horace Vernet und Paul Delaroche kennen, seine künstlerischen Vorbilder aber waren wohl eher Eugène Delacroix und der bereits verstorbene Théodore Géricault. Auf dessen Bild »Auffahrende Artillerie« (um 1814, Neue Pinakothek, München) sieht man ähnlich ungestüm dahinsprengende Pferde von fast rasendem Ausdruck. Rayskis unfertiges Bild ist innerhalb seines Werkes überraschend modern und stärker im Ausdruck, als es das ausgeführte Bild wohl geworden wäre. | Angelika Wesenberg
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