1872, ein Jahr nach der Reichsgründung, initiierte Kaiser Wilhelm I. in Ergänzung zu den patriotischen Schlachten- und Historienbildern zur preußischen Geschichte eine Bildnissammlung herausragender Persönlichkeiten aus Politik und Militär, um »der Nation ihre großen Männer und deren Wirksamkeit gegenwärtig zu erhalten« (Schreiben von Karl von Wilmowski an Adalbert von Falk, zit. nach: Pour le Mérite, Ausst.-Kat., Berlin 2006, S. 21). Gustaf Graefs Bildnis des Generalfeldmarschalls und Kriegsministers Albrecht Graf von Roon (1803–1879) zählt zu den frühen, in Folge entstandenen Auftragsbildnissen preußischer Militärs. Graef hatte sich im März 1879 der Nationalgalerie für die Ausführung des Porträts selbst angeboten, da er den jüngst verstorbenen Grafen »im Sommer 1871 auf seinem Gute Gütergotz im Auftrag der Offiziere und Beamten des Kriegsministeriums« noch gemalt hatte und ihm derselbe »ausreichende Sitzungen und genügend Gelegenheit zu Studien gewährte, so dürfte ich mehr als alle anderen Künstler in der Lage sein, ein gutes Bild des Verewigten herzustellen« (Schreiben vom 12.3.1879, SMB-ZA, I/NG 1585, Journal-Nr. 1879/251). 1880 erhielt Graef den Zuschlag, 1882 war das Bild vollendet.
Zur Zeit der Reichsgründung von 1871 war Albrecht Graf von Roon vor allem für die Neuorganisation des Heeres in Preußen zuständig gewesen. »Die Schlagfertigkeit des norddeutschen Bundesheeres im Deutsch-Französischen Kriege war vorzugsweise sein Werk«, so erklärte Hans Mackowsky im »Führer durch die Bildnis-Sammlung der königlichen Nationalgalerie« (Berlin 1913, S. 37). Im Bild weist auf das Verdienst des Dargestellten die Akte mit der Inschrift »Reorganisation der Armee« hin, auf die sich der Porträtierte stützt. | Regina Freyberger
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