Steinhausens Naturauffassung war von dem Gedankengut seiner Freunde – den Ideen des philosophischen und später spiritistischen Forschers Carl du Prel, des Malers Hans Thoma und des ›vaterländischen‹ Dichters Martin Greif – entscheidend mitgeprägt. »Kunst, wenn sie mehr will, als nur dem Augenblick dienen, wird, wie alle Religion, aus Sehnsucht geboren«, so Steinhausen (Gedenkbuch zu Wilhelm Steinhausens sechzichstem [sic!] Geburtstag, Konstanz 1906, S. 10). Eine rein realistische Vergegenwärtigung des Gesehenen war dem Künstler zu wenig; vielmehr ging es ihm um die Sichtbarmachung der erlebten »Naturbeseelung« (ebd., S. 12), auch um die Vorstellung der Natur als Schöpfung Gottes. In viele seiner Landschaften bettete er daher kleine biblische oder märchenhafte Szenen ein. Die hier dargestellte Landschaft bei Schloß Mainberg am Main, die den Künstler im Herbst 1874 gefesselt hatte, malte er im Winter 1874 in München als »Flucht nach Ägypten«, ein Sujet das er mehrfach aufgriff. Eine etwas später entstandene Variante desselben Themas war 1906 auf der Jahrhundertausstellung in Berlin zu sehen (1877, Verbleib unbekannt). | Regina Freyberger
de