Karl Schorns großformatiges, vom Sammler Wagener bestelltes Historiengemälde handelt von der Wirkmacht des Bildes. Dargestellt ist eine fiktive Szene, die sich in einem Prunkgemach des päpstlichen Palastes in Rom abspielt. Der 1534 zum Papst gewählte Paul III. sitzt auf einem prächtigen Lehnstuhl neben einem Tisch mit Obst und kostbaren Gefäßen. Hinter ihm haben sich sein Freund und nachmaliger Biograph, der Kardinal Bembo, ein Jesuit und der junge Neffe Alberto Cajetani versammelt. Dem Papst gegenüber steht ein Chorknabe, der ein von Lukas Cranach (dem Älteren) gemaltes Bildnis Martin Luthers präsentiert. Das schlichte schwarze Predigerkostüm des Reformators auf dem Porträt bildet einen Kontrast zum reich ausgestatteten Palast. Luther scheint den Papst anzublicken und seine Hand mahnend gegen ihn zu erheben. Mit finsteren, mitunter sogar furchtsamen Blicken mustern der Papst und sein Gefolge das Bildnis des ketzerischen Kontrahenten. Obwohl Luther nur im Bild anwesend ist, kommt die Szene einer dramatischen Begegnung zwischen dem Oberhaupt der katholischen Kirche und seinem berühmten deutschen Widersacher gleich. | Birgit Verwiebe
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