Louis Ashers »Madonna mit Christuskind« gehört zu den Andachtsbildern spätnazarenischer Kunst. Es stammt aus einer Zeit, als sich die Keimzelle der Bruderschaft der Nazarener um Friedrich Overbeck, Franz Pforr und Ludwig Vogel längst aufgelöst hatte und ihre ehemaligen Mitglieder wie Wilhelm von Schadow oder Peter Cornelius die Auffassungen der »neu-deutsch, religios-patriotische[n] Kunst« (W. von Goethe, Aufsatz desselben Titels, in: Ueber Kunst und Alterthum, Bd. 1, 1817, H. 2, S. 5) über ihre Professuren an den verschiedenen Akademien über die Grenzen Deutschlands hinaus verbreiteten. Auch Asher wird durch Cornelius, seinen Lehrer an der Düsseldorfer Akademie, dem er 1825 nach München folgte, erstmals ausführlich mit der nazarenischen Kunstauffassung in Kontakt gekommen sein. Sieben Jahre später, 1832, brach er zu einer dreijährigen Italienreise auf, während der möglicherweise das undatierte Madonnenbild der Nationalgalerie entstand. Bildkomposition, Kolorit und klare Zeichnung greifen auf Raffael zurück, dessen Gemälde Asher in Italien studiert haben dürfte und dessen malerisches Werk schon den frühen Nazarenern als größtes Vorbild galt. | Regina Freyberger
de