Ein Jahr zögerte Feuerbach, sich von dem schon im Januar 1867 fertiggestellten Bild zu trennen, von dem er schon zuvor geschrieben hatte, es sei »von einer genialen Nonchalance und Innigkeit […], so daß ich Furore überall mit machen werde« (A. Feuerbach, Briefe an seine Mutter, Bd. 2, Berlin 1911, S. 162–166). Es gehört zu den ›Idyllen‹, einer Gattung, die ihn in den sechziger Jahren stark beschäftigte. Fern von der alltagsnahen Genremalerei idealisiert Feuerbach die Kinder schon durch das Kostüm: Neben dem Mädchen in annähernd zeitgenössischer ländlicher Tracht, die jedoch durch den kostbaren Halsschmuck verfremdet wird, sitzt anachronistisch ein Knabe in altrömischem Gewand. Alle Handlung ist durch Stimmung ersetzt. Ein elegisch ernstes Sinnen wird mit der Musik in den Raum hinausgetragen; der Wasserfall leiht ihm einen heroischen Nebenakzent. In deutlichem Unterschied zu romantischen Landschaften mit Figuren übernehmen letztere hier die führende Stimme. Dabei sind – nicht ganz überraschend, wenn man bedenkt, wie ›stark‹ Feuerbachs Frauen meist sind – die gewohnten Geschlechterrollen vertauscht: Es ist der Knabe, der in sich versunken ist, das Mädchen, das sich nach außen wendet. | Claude Keisch
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