Erich Kubierschky, Schüler der Berliner Kunstakademie, machte sich in den späten 1880er Jahren vor allem als Landschaftsmaler einen Namen. Er schaue, so der Kunstkritiker Adolf Rosenberg, »so tief in die Naturseele zur Frühlings- und Herbsteszeit […] wie nur die besten Schotten« (in: Kunstchronik, N. F., 5. Jg., 1893, S. 514). Später von den in Deutschland begeistert aufgenommenen Werken der Glasgow Boys endgültig verdrängt, wurde Kubierschky in den 1890er Jahren noch von Zeitgenossen wegen seiner feingestimmten, nüchternen, an die Fotografie gemahnenden Landschaften geschätzt. Diese entsprachen ganz dem Kunstempfinden des Malers, der bei Besuchen im Münchner Kunstverein den Enkeln gegenüber nicht selten »über die Kleckser, über viel zu dicken Farbauftrag, über schreiend bunte Motive« lästerte (zit. nach: Erich Kubierschky, Ausst.-Kat., Landsberg am Lech 1994, S. 6).
Das kurz nach seiner Übersiedelung nach München entstandene Bild »Schlesische Frühlingslandschaft« zählt zu seinen Hauptwerken. In einer ersten Fassung im Glaspalast in München 1890 ausgestellt und mit einer Goldmedaille ausgezeichnet, wurde das Bild laut Friedrich Boetticher für die Neue Pinakothek erworben (vgl. F. Boetticher, Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Bd. 1/2, Dresden 1895, S. 814, Nr. 25). Eine Wiederholung des Bildes war im selben Jahr auf der Berliner Akademieausstellung zu sehen, wo es für die Nationalgalerie angekauft wurde. Präsentiert auf der Weltausstellung in Saint Louis fand die Berliner Fassung auch international Beachtung: »Among the landscapes«, hieß es in der Zeitschrift »The Studio«, »one of the surest to arrest attention was the sweet, tuneful essay entitled ›Silesian Spring Landscape‹, by E. Kubierschky. This was a poetic treatment, with colour soft and harmonious. It breathed the bleak, yet hopeful, spirit of the season in no uncertain manner« (The Studio, Bd. 34, 1905, S. 58). | Regina Freyberger
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