Der 2008 für die Nationalgalerie erworbene »Kopf eines Jünglings« zählt zu den bedeutenden Bildniswerken Christian Gottlieb Schicks. Das Porträt entstand zwischen 1800 und 1802 während Schicks Studienaufenthalt im Pariser Atelier des berühmten Klassizisten Jacques-Louis David. Dargestellt ist der ebenfalls bei David studierende Jean-Baptiste Vermay (1785–1833), der ab 1815 erfolgreich als Historienmaler und Akademiegründer auf Kuba wirkte. Schick wählte einen ungewöhnlichen Blickwinkel. Während die Schulterpartie von hinten gesehen ist, erscheint das Gesicht fast ins Profil gewendet. Meisterhaft hat Schick Haut und Haar im Licht und Gegenlicht wiedergegeben. Die Dynamik der Körperdrehung, der lebendige Gesichtsausdruck und die Glanzlichter des Auges steigern den Ausdruck der Vitalität des jungen Mannes, dessen ambivalente Phase zwischen Kindheit und Jugend trefflich erfaßt ist. Schick selbst war stolz auf sein Werk. 1803 schrieb er aus Rom an seine Geschwister: »Wenn ich den hiesigen Künstlern den ›Franzosenkopf‹ […] vorzeige, so wundern sie sich über die Riesenschritte, die ich […] schon gemacht habe« (zit. nach: Denken in Bildern, Ostfildern 2008, S. 85). Das deutlich von der psychologisch präzisen Porträtkunst Davids geprägte, brillant gemalte Bildnis bildete den Auftakt für die wenig später in Stuttgart entstandenen Porträts Wilhelmine von Cottas (1802, Staatsgalerie Stuttgart) und Heinrike Danneckers (1802, Nationalgalerie, Inv.-Nr. A II 840). Letzteres gilt als Schicks Hauptwerk und stellt zugleich Höhepunkt und Vollendung seines Porträtschaffens dar. | Birgit Verwiebe
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