Wohl um 1876/77 studierte die Wiener Malerin Maria von Parmentier in Paris; Ausflüge führten sie unter anderem nach Dieppe, einer Hafenstadt, die seit 1848 von Paris aus mit der Eisenbahn zu erreichen war und sich unter Napoleon III. zu einem beliebten Reiseziel für Künstler entwickelte. Vermutlich auf Anregung von Charles-François Daubigny, ihres Lehrers in Paris, dürfte Parmentier die Gegend um Dieppe für sich entdeckt haben. Eine ganze Reihe vor Ort entstandener Ölstudien war 1881 auf der Gedächtnisausstellung der Nationalgalerie zu sehen, wenige Jahre nachdem Parmentier in Italien 33jährig an Typhus verstorben war. In ihren Arbeiten, so hieß es einleitend im Katalog, offenbare die Künstlerin »einen feinen Natursinn, verbunden mit echt malerischem Geschmack, und diese Eigenschaften geben ihren Werken bei aller Bescheidenheit einen ungewöhnlich künstlerischen Werth« (14. Sonderausstellung der National-Galerie, Ausst.-Kat., Berlin 1881, S. 7). Durch die Schwester Louise Begas-Parmentier und deren Mutter gelangte 1890 diese Ansicht des Hafens von Dieppe in die Sammlung der Nationalgalerie. Das Bild ist gerade in der Erfassung der gewittrig dämmrigen Lichtstimmung bei wolkenverhangenem Himmel bemerkenswert. Ein anonymer Kritiker, möglicherweise Hans Rosenhagen, beschrieb es später als Hauptwerk der Künstlerin (vgl. Die Kunst für Alle, 15. Jg., 1900, H. 14, S. 327). | Regina Freyberger
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