Marie Ellenrieder war die erste Frau, die in Deutschland an einer Kunstakademie Unterricht nehmen durfte. 1813, mit 22 Jahren, wurde sie an der Münchner Akademie immatrikuliert und widmete sich dort vor allem der altdeutschen Malerei. Während ihres zweijährigen Romaufenthaltes ab 1822 studierte sie vertiefend Meister der italienischen Renaissance wie Fra Angelico, Perugino, Raffael und schloß sich den Nazarenern an. Zunächst wurde sie als Porträtistin bekannt, später vor allem als Malerin religiöser Szenen, die sich durch klare Zeichnung und emailhafte Lokalfarben auszeichneten. Als eines ihrer späten Werke entstand 1861 »Die Taufe der Lydia«. Dargestellt ist eine Szene aus dem Alten Testament: Lydia, eine griechische Purpurhändlerin aus Philippi, läßt sich mit ihrer Familie von Apostel Paulus und dessen Begleiter Silas taufen. Der Legende nach war sie die erste Christin in Europa. In Anspielung auf die Tätigkeit der Lydia tragen die Figuren Gewänder in verschiedenen kostbar leuchtenden Rot-, Rosé- und Violettönen, die wunderbar mit Gold, Blau und Grün zusammenklingen. Im Hintergrund ist der Blick in eine bergige, altmeisterlich aufgefaßte Landschaft gegeben. Die Szene ist mit jener Zartheit und Anmut ausgeführt, für die Marie Ellenrieder zu Lebzeiten gefeiert wurde. | Birgit Verwiebe
Schenkung Fred Licht an die Freunde der Nationalgalerie
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