1878 zeigte Julius Jacob erstmals zwei Ansichten Berlins in einer öffentlichen Kunstausstellung, darunter das Gemälde "Vor dem Luisenstädtischen Kirchhof in der Hasenheide" (Kat.-Nr. 356; Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 940). Seitdem war Jacob als unsentimentaler Chronist des sich in der Gründerzeit radikal wandelnden Berliner Stadtbilds von den Zeitgenossen geschätzt. Selbst der preußische Staat erwarb 1885 für die Sammlung der Zeichnungen der Nationalgalerie siebzig Aquarelle des Künstlers; eine Ansicht des Schöneberger Ufers in Öl ergänzte den Bestand seit 1895 (Kriegsverlust), weitere Erwerbungen folgten.
Jacobs Malerei, die sich weniger durch die minutiöse Wiedergabe von Straßenzügen und Architektur auszeichnet, als durch das Interesse des Malers, Stimmungen der aufstrebenden Metropole einzufangen, entwickelte sich im Laufe der Jahre von einem atmosphärischen Naturalismus hin zu einem detailreichen Impressionismus. In Jacobs Œuvre steht daher die fast idyllisch wirkende Ansicht des baumumstandenen Luisenstädtischen Friedhofs neben Bildern eines regen Stadttreibens am Humboldthafen (Nationalgalerie, Inv.-Nr. NG 8/64) oder bei der Jannowitzbrücke (Stiftung Stadtmuseum Berlin) mit Rauch und Dampf in den Himmel speiender Industriebetriebe. In der leicht erhöhten Perspektive, der Darstellung von Brücken und Eisenbahnen scheint das Bild des Humboldthafens dabei von Claude Monet beeinflußt. Die Darstellung der Gartenbauarbeiten in der Grünanlage der Technischen Hochschule (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A III 79) ist schließlich einem Spätimpressionismus zuzurechnen. In der Ansicht des Parks mit der palastartigen Architektur auf der rechten und den Gartenarbeitern auf der linken Seite greift Jacob außerdem Anregungen Adolph Menzels auf. Dessen "Palaisgarten des Prinzen Albrecht" (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 989) war seit 1908 kontinuierlich in der Nationalgalerie zu sehen. | Regina Freyberger
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