Der frühe Rembrandt-Schüler Gerard Dou genoss bereits zu Lebzeiten großen Ruhm. Er arbeitete ab 1632 selbstständig in Leiden. Aufgrund seiner minutiös ausgearbeiteten Details und der vollendeten Maltechnik gilt er als Begründer und führender Vertreter der Leidener Feinmalerei. Eine schöne, junge Frau sitzt mit gefalteten Händen, weinend und mit himmelndem Blick in einem halbdunklem Gemach. Sie wird hinterfangen von einem Gobelinvorhang. Neben ihr befindet sich ein Tisch mit Münzen, Geldbeutel und offenstehender Geldkassette. Dou präsentiert hier die Figur der Maria Magdalena, wie sie neben ihren aufgehäuften Reichtümern, kostbar geschmückt, mit offenem Haar und aufreizend tiefgeschnittenem Dekolleté reumütig gen Himmel blickt. Ihr Gesicht ist von Tränen überströmt. Die Figur der heiligen Maria Magdalena entsprach exakt der gegenreformatorischen Idee von Bekehrung und aktiver Buße. Sie vereinigte in sich den Inbegriff der weiblichen Schönheit einerseits als auch das christliche Ideal von Bekehrung und Sühne andererseits. Dou schuf mehrere Versionen der Maria Magdalena, von denen jedoch keines mit der Berliner Version in dem dargestellten Reichtum der malerischen Elemente vergleichbar wäre. Dous Schüler Godfried Schalcken dürfte das Gemälde jedoch als Vorlage oder Anregung für eine vergleichbare Darstellung (Leiden Collection, New York) gedient haben. SIGNATUR / INSCHRIFT: Bez. am Sockel des Pilasters rechts: G. DOV / 16[.6?] (die letzten beiden Ziffern undeutlich).
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