Anna sitzt auf einer Bank und hält das auf ihrem Schoß stehende etwa zweijährige Jesuskind, das seine Arme nach der Mutter ausstreckt. Maria nähert sich Mutter und Sohn von links und streckt ihrerseits die Hände nach dem Kind aus. Sie trägt ein modisches Kleid und einen Haarreif im langen unverhüllten Haar, was ihre Jugendlichkeit unterstreicht. Obwohl das Bildwerk in der szenischen Auffassung des Bildthemas um eine realistische Wiedergabe einer Familienszene bemüht ist, erinnert es in Bezug auf die Größenverhältnisse zwischen den Figuren an ältere Darstellungen, bei denen Maria klein wie ein Attribut auf dem Schoß Annas sitzt. Zwar ist Maria hier nicht so klein dargestellt, aber sie wird - obwohl stehend - von ihrer sitzenden Mutter um Kopfeslänge überragt.
Die Darstellung der Anna Selbdritt war ein beliebtes Andachtsbild im Spätmittelalter, was auf die wachsende Bedeutung der unbefleckten Empfängnis Mariens und die Annen-Verehrung, die seit der Aufnahme des Annen-Tages (26. Juli) in das römische Kalendarium 1481 verstärkt einsetzte, zurückzuführen ist. Die Besonderheit dieses Bildwerks liegt in der szenischen Auffassung des Bildthemas und in seiner vorzüglichen plastischen Durcharbeitung. Die stilistische Nähe der Gruppe zur Schaager Madonna im Schnütgen-Museum lassen eine niederrheinische Provenienz vermuten.
Maria vollrund gearbeitet, Holz rissig, Hände von Maria und dem Kind erneuert, Sockelzone Annas erneuert
de