Um die seitlich weit ausladenden Roben in Form zu halten, trugen die Damen des 18. Jahrhunderts unter dem Rock den sogenannten Reifrock, ein mit Fischbein versteiftes Gestell. Um 1770 entwickelte sich daraus die hier gezeigte, leichtere Variante: zwei kleine, nur noch mit Bändern verbundene Hüftgestelle die für gewöhnlich bis zu den Knien reichten. Sie werden als "Poschen" bezeichnet, nach dem französischen Ausdruck für Tasche. Und als solche wurden sie auch genutzt, denn die Hohlräume bieten genügend Platz, um allerlei Utensilien unterzubringen. An diese Dinge gelangte die Trägerin mittels der praktischen Eingriffschlitze im Kleid und der entsprechenden Öffnungen der Poschen.
Diese Poschen sind im Rücken durch ein Leinenbändchen verbunden und werden vorne jeweils in Taillen- und Hüfthohe durch weitere Leinenbänder verknüpft. In beiden Teilen befindet sich oben in Form einer länglichen, rechteckigen Öffnung eine Tasche. Mit der Innenseite liegen sie eng am Körper an, während die gespannte Außenkontur jeweils durch gleich große, halbkreisförmige Fischbeinstäbe entsteht.
Die Poschen sind im Modemuseum im Schloss Ludwigsburg ausgestellt.
[Martin Labisch]
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