Der Kopf mit der Inventarnummer 11864 aus dem Ägyptischen Museum Berlin ist das Fragment einer Königsstatue aus der 26. Dynastie (664‒525 v. Chr.), die Teil der Spätzeit Ägyptens ist. Er ist aus Grauwacke gearbeitet und stark beschädigt, die Seitenflügel des Nemes-Kopftuches sowie Nase und Uräusschlange sind zum Teil zerstört. Das Gesicht selbst ist darüber hinaus sehr gut erhalten. Durch das gefältelte Nemes ist der Dargestellte sicher als König zu identifizieren, mittig erhebt sich an der Stirnseite ein Uräus, der sich in großen Schlaufen zu beiden Seiten über den Kopf des Herrschers windet. Schmal mandelförmig zeigen sich die Augen, die einen sehr kurzen Schminkstrich aufweisen. Kaum erhalten ist die Nase des Königs, doch anhand der Aushackungen ist festzustellen, dass sie eine schmale Form gehabt haben muss. Der Mund ist voluminös gestaltet, wobei die Mundwinkel zur Andeutung des ‚Saitenlächelns‛ ganz leicht nach oben gezogen sind. Dieses Lächeln ist typisch für die 26. Dynastie und an sehr vielen Statuen dieser Zeit zu sehen, ebenso die Darstellung des Königs ohne einen Königsbart. Auf der Rückseite des Kopfes ist das obere, rechteckige Ende eines Rückenpfeilers erhalten, das die Reste einer Inschrift zeigt. Die erhaltenen Partien zweier nebeneinander stehender Falken mit Doppelkrone und Sonnenscheibe mit Uräus sowie Anch-Zeichen lassen darauf schließen, dass die Inschrift in beiden Textzeilen mit dem Horusnamen des Königs begann.
Einst war die Statue, von der der Kopf stammt, wie alle Statuen dieser Zeit in einem Tempel aufgestellt gewesen, sodass der König bildlich vertreten dauerhaft bei allen Festen und Riten für die Götter anwesend sein konnte.
Bis heute ist es nicht gelungen, das Stück eindeutig einem König der 26. Dyn. zuzuweisen. Aufgrund von Vergleichsstudien wurde der Kopf häufig dem König Amasis zugeschrieben. Betrachtet man die Plastiken, die inschriftlich gesichert dem Amasis zugewiesen werden können (Cambridge 13/1937, Kairo, Ägyptisches Museum JE 91491, Kairo, Ägyptisches Museum RT 35/5/26/1, New York, Metropolitan Museum 35.9.3, Kopenhagen, Nationalmuseum 3603, Rom, Musei Capitolini 8), sind bei keiner die oben beschriebenen Gesichtszüge von Berlin 11864 zu erkennen. Vielmehr zeichnen sich diese Köpfe sämtlich durch große Augen und hoch liegende Augenbrauen aus. Somit scheint es gerechtfertigt von der Datierung von Berlin 11864 als ‚Amasis-zeitlich‛ abzurücken und das Objekt zunächst als Kopf einer spätzeitlichen Königsstatue zu bezeichnen. Neuere Forschungen legen diesbezüglich eine Datierung in die Regierungszeit des Necho II (610−595 v. Chr.) nahe.
(Elisabeth Greifenstein)
Angaben zur Herkunft:
Heinrich Brugsch (18.2.1827 - 9.9.1894), Grabungsleiter
26. Dynastie ("Saiten")
Sais (Ägypten / Delta)
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