In erhabenem Relief ist auf dem Kalksteinblock ein halb auf den Rücken liegender Löwe dargestellt, der seinen Kopf zu seinen Hinterbeinen beugt, um sich zwischen den Beinen zu lecken. Der Löwe in seiner schwungvollen Haltung ist detailliert ausgearbeitet. Die Muskulatur sowie der Löwenkopf mit weit geöffnetem Maul, scharfen Zähnen und ausgestreckter Zunge wurden sorgfältig ausmodelliert.
Das kleinformatige Kalksteinrelief wird als ein Bildhauermodell vom Ende der Spätzeit oder frühen Ptolemäerzeit verstanden. Dafür sprechen die horizontalen Hilfslinien, die nach der Reliefierung mit roter Tinte um und auf den Löwen gezeichnet wurden. Weitere Hilfslinien im Quadrantennetz sind unterhalb des Löwen auf den Basisstreifen eingeritzt. Sie geben die Proportionen des abgebildeten Löwen und die Positionierung seiner einzelnen Körperglieder an.
Entweder war das Objekt eine Bildhauerstudie, um die Verbildlichung der dynamischen Bewegung des Löwen zu üben, oder es wurde in der Bildhauerwerkstatt als Lehrmaterial genutzt. Bemerkenswert ist hier jedoch zu erwähnen, dass eine Löwendarstellung in dieser Haltung nicht zum ägyptischen standardisierten Bildrepertoire gehört, in dem der Löwe häufig ruhig liegend, schreitend, Feinde zertrampelnd oder beißend abgebildet wurde.
(I. Liao)
de