Eine Sonderform stellt der Kolonnettenkrater dar, der in Unteritalien nur in den Werkstätten Apuliens und Lukaniens produziert wurde. Der Gefäßkörper, der auf einem klar abgesetzten Gefäßfuß aufsitzt, zeigt auf der Vorderseite eine mit brennender Fackel nach links eilende Frau. Vor ihr wächst ein Ölzweig aus dem Boden. In der Hand trägt sie einen Korb mit einem Kuchen, nach dem sie sich im Laufen umschaut. Ihr folgt schwebend Eros, der in der einen Hand einen mit Tänien (Kultbinden) umwundenen Kranz hält. In der anderen Hand hat der reich mit Hals- und Bauchketten, Arm- und Beinreifen geschmückte Liebesgott ein Zauberrädchen (Iynx), mit dem der oder die Geliebte bezaubert werden sollte. Hinter ihm hängt eine weitere Tänie an der Wand. Die prächtigen Flügel des Eros, die Tänien und der Schmuck sind mit weißer und gelber Farbe verziert. Der Hals des Gefäßes ist mit einer detailliert ausgeführten Weinranke geschmückt. Unten und oben wechseln die Blätter mit herabhängenden Trauben ab.
Auf der Rückseite sind zwei Manteljünglinge dargestellt, der eine mit einem Stock, der andere mit einem Kranz in der Hand. Zwischen ihnen hängt eine Tänie. Der Gefäßhals ist mit einer Efeuranke geschmückt. Die Bildfelder sind jeweils unten durch ein Mäanderband, an den Seiten durch getupfte Streifen und oben durch ein Streifenband begrenzt. Der Mündungsrand ist mit einem Zickzackmuster und der obere Henkelansatz mit Palmetten verziert.
Der Malstil weist auf den sogenannten Patera-Maler, benannt nach einem Motiv, das er auf seinen Vasen sehr häufig darstellte, der langstieligen Patera - einer zur Weinspende verwendeten Phiale (Schale). Dafür sprechen auch die Manteljünglinge mit Tänien, die er mehrfach als Motiv für die Rückseiten von Kolonnettenkrateren verwandte. Er war wohl zunächst in Tarent und später in Ruvo ansässig und hat um 340-330 v. Chr. produziert.
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