Der nach 1853 im Arbeitszimmer der Prinzessin Augusta in Schloss Babelsberg in Potsdam aufgestellte Schreibtisch gleicht mehr einer gotischen Architektur als einem Möbel. Bei der Betrachtung des Tischgestells aus ebonisiertem Eichenholz fallen die acht tordierten Säulen und das zwischen den zwölf Beinen eingesetzte Maßwerk auf. Die angedeuteten Rundbögen erinnern an Kirchenportale, bei denen die zwei schmaleren Seitenöffnungen sich durch die eingesetzten Schubfächer auch in der Höhe von der mittleren unterscheiden. Darauf aufliegend befindet sich eine Tischplatte mit einem architektonisch gegliederten Aufsatz. Das zentrale Portal mit filigran durchbrochen gearbeiteten Türchen wird seitlich von je drei übereinanderliegenden und vergoldeten Schüben flankiert. Ein Kielbogen mit zwei rahmenden Filialtürmchen bekrönt den Aufbau. Bedingt durch die aufwendige Ausarbeitung und die Fülle an Verzierungen ist es nicht ausgeschlossen, dass der Schreibtisch 1851 für die Londoner Weltausstellung von dem Sohn des Koblenzer Meisters Peter Mündnich gefertigt, dort aber nicht ausgestellt wurde. Der Möbeltischler hatte bereits vorher Aufträge für Friedrich Wilhelm IV. ausgeführt, so dass er dem König nicht unbekannt war, als dieser um 1851 das kunstvolle Möbel erworben hat. Der Schreibtisch wird künftig in Schloss Babelsberg in Potsdam ausgestellt.
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