Deckel einer Dose aus farblosem Glas mit eingeglaster Paste, wohl aus Sulfiden (Kristallkeramik) oder Gips. Der Rand wurde vorderseitig mit einem geschliffenen Spitzblattfries dekoriert und rückseitig mit einem beschliffen. Die Paste, bzw. Inkrustation, zeigt das nach rechts gewandte Profilbildnis Alexanders I. von Russland.
Zugehörig war einst sicher eine flache, zylindrische Dose oder ein zylinderförmiger Becher. Das Bildnis des Deckels wurde nach einer Bronzemedaille von Leopold Heuberger (1786–1839) gegossen, die 1814 anlässlich des Wiener Kongresses entstand. Als Hersteller der Deckeldose kommt die Zechliner Glashütte infrage, die als erste deutsche Hütte Inkrustationen verarbeitete (Netzer, Von schönen und necessairen Künsten, 2017, S. 74). 1822 stellte ihr Pächter Stropp in Berlin "mehrere sogenannte Inkrustationen in Glas" aus und wurde dafür mit einer silbernen "Denkmünze" geehrt (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen, Bd. 2, 1823, S. 47). Der Spitzblattdekor lehnt sich an historische Potsdamer Glasprodukte an. Eine französische oder böhmische Provenienz ist nicht auszuschließen, obgleich dokumentierte Beispiele mit Darstellung Alexanders I. nicht als Brustbild konzipiert sind (vgl. Fischer, Gläserne Pracht, 2011, Kat. 292, S. 167; Spiegl, Biedermeier-Gläser, 1981, Abb. 25, S. 41). Der Glasdeckel wurde im Kunsthandel in Potsdam erworben. [Verena Wasmuth]
de