Aus Kriegsschrott nach 1945 im Auftrag der Werdohler Firma Philipp Wiese OhG bei der ebenfalls in Werdohl ansässigen Firma Colsman & Co. hergestellter Notbehelf-Kerzenhalter.
Der Stand besteht aus dem Oberteil einer Granate 1938 Hohl-Ladung (kurz Gr. 38HL oder Gran. 38HL), einer panzerbrechenden deutschen Hohlladung-Standardgranate, die ab Januar 1942 bei der Wehrmacht eingesetzt wurde. Bei dem hier verarbeiteten Exemplar handelt es sich um ein nicht mehr fertiggestelltes Halbzeug, so fehlt beispielsweise das Gewinde.
Die Granatteile wurden von diversen rüstungsverarbeitenden Betrieben, wegen der der strengen Reisebestimmungen vermutlich aus dem näheren Einzugsgebiet der Firma Ph. Wiese, "organisiert", der Aluminiumaufsatz wurde von der in Werdohl-Kleinhammer ansässigen Firma Colsman & Co. gefertigt - vermutlich ebenso aus Rüstungsmaterialien. Eventuell wurden hierfür aber auch Aluminum-Flugzeugbleche aus den Werdohler VDM-Walzwerken "beschafft". Der Mitinhaber und Geschäftsführer der Firma Colsman & Co., Dr. h.c. Alfred Colsman (1873-1955) saß ebenso im Aufsichtsrat der VDM. Die Endfertigung (Zusammenbau) erfolgte durch Colsman & Co. in Heimarbeit in Werdohl.
Neben den Aschenbechern gab es nahezu baugleiche Kerzenhalter, diese mit einem halbrunden Aluminiumeinsatz. Das Verkaufsgebiet der Aschenbecher & Kerzenhalter umfasste den Filialbereich der Firma Ph. Wiese in Werdohl, Essen-Kupferdreh, Hilden, Siegen, Siegen-Weidenau und Solingen-Ohligs.
Die Form der industriellen Rüstungskonversion war unmittelbar mit dem Kriegsende 1945 weit verbreitet. Mangel an Rohstoffen sowie die Notwendigkeit zur Aufrechterhaltung der Betriebe waren hier aussschlaggebende Faktoren. Parallel dazu wurden viele Notbehelfsobjekte auch, bedingt durch die mangelhafte Versorgung mit Gegenständen des täglichen Bedarfs schon bereits während des Krieges, von privater Seite gefertigt.
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