Am Friedrich-Ebert-Platz wurde 1969 das Kaufhaus Horten eröffnet. Es grenzte unmittelbar an die Stahl-Beton-Konstruktion der so genannten Bürgerhalle des Rathauses, die der Volme-Galerie weichen musste. Von außen war es leicht als ein Kaufhaus der Warenhauskette zu erkennen. Charakteristisch war die Wabenfassade, die aus einzelnen Elementen zusammengesetzt war. Diese als Hortenkacheln bezeichneten Elemente – mit dem stilisierten H für Horten – wurden dem Architekten Egon Eiermann (*1904, †1970) zugeschrieben.
Der Architekt gilt als einer der bedeutendsten der deutschen Nachkriegsmoderne. Nachdem er sich durch die Errichtung von bekannten Gebäuden wie dem deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel (1958) und dem Bau der Gedächtniskirche in Berlin (1959 – 1961) einen Namen gemacht hatte, geriet er wegen seiner Tätigkeit für den Hortenkonzern in die Kritik. Die Gebäude mit ihren einheitlichen, vorgesetzten, abstrakten Fassaden nahmen keine Rücksicht auf den stadträumlichen Kontext und fügten sich auch in Hagen nicht in ihr Umfeld ein.
Als im November 2014 mit dem Abriss der Fassade am ehemaligen Hortenkaufhaus begonnen wurde, stellte sich die Frage, wie zu verfahren und ob die Fassade nicht unter Denkmalschutz zu stellen sei. Recherchen ergaben jedoch, dass Eiermann für keine Außenfassaden von Horten-Kaufhäusern, bis auf zwei Kaufhäuser in Stuttgart und in Heidelberg, verantwortlich zeichnete. Damit war klar, dass die Horten-Kacheln in Hagen nicht von dem berühmten Architekten stammen.
Obwohl nun kein bekannter Architekt die Kacheln entworfen hatte, sondern sie wohl nur von der Bauabteilung des Kaufhauskonzerns in Anlehnung an das Original ausgewählt wurden, sicherte sich das Stadtmuseum zwei Exemplare. Schließlich hat das Gebäude mit seiner damals futuristischen Fassade – berühmter Architekt hin oder her – über Jahrzehnte den Innenstadtbereich mitgeprägt.
Dietmar Freiesleben
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