Die fünf kleinen Glaskugeln, beziehungsweise Scheiben, halten die verschiedenen Stadien der Butzenherstellung fest. Der Prozess beginnt mit einer kleinen Glaskugel (170022) und endet nachdem man das weiche Glas mithilfe der Fliehkraft zu einer flachen runden Scheibe (170026) aufgedreht hat. Auf diese Weise wurden beispielsweise Fensterscheiben, sogenannte Butzenscheiben, gefertigt, bei denen jedoch stets die charakteristischen Musterungen (Rundungen, Wölbungen, Kreise) bestehen blieben.
Das gelb-orange Glas zeigt die verschiedenen Stadien der Tafelglasherstellung.
Das Glas wird zuerst zu einer Kugel geblasen (1) und dann weiter aufgeblasen und geschwungen (2) zu einem großen Tropfen (3). Dieser wird am Boden geöffnet (4). Es entsteht ein Zylinder (5), der dann an einer Stelle längs aufgeschnitten und zu einer ebenen Fläche (6 und 7) ausgebreitet werden kann.
Die manuelle Fertigung mundgeblasenen Fensterglases ist Teil des Immateriellen Kulturerbes der manuellen Glasfertigung und lässt sich als eine zu bewahrende Handwerkstradition mit einer europäischen und weltweiten Bedeutung einschätzen, die zu Recht als Immaterielles Kulturerbe bei der deutschen Unesco-Kommission anerkannt istund zusammen mit der manuellen Hohlglasfertigung in 2019 auch international anerkannt werden soll.
Butzen gibt es seit etwa Ende des 15. Jahrhunderts. Wichtige Verfahrensschritte sind das Aufblasen und Aufschleudern des Glases. Hieraus ergeben sich am Objekt als Bestimmngsmerkmale: Abriss und radiale Strukturen.
Diese Inhalte hat das Museum Baruther Glashütte wesentlich dem Denkmalsachverständigen Dr. Ivo Rauch zu verdanken.
Tafeln aus mundgeblasenen Zylindern gab es schon in der Frühen Neuzeit.
Es gelingt im Laufe des 19. Jh. Zylinder von bis zu 3,20 m Länge und 0,65 m Durchmesser mundgeblasen herzustellen. Diese Tafelwalzen wurden aufgeschnitten und in Öfen zu ebenen Scheiben gestreckt. Der Wiener Glasexperte Ludwig Lobmeyr berichtet in seinem, 1874 in Stuttgart erschienenen, Buch “Glasindustrie”, dass damals Glastafeln mit 1,80 x 1,20 m und auch bis zu 2,10 x 1,30 m in den Handel kamen.
Ohne diese neuen, weißen und relativ glatten, mundgeblasenen Zylindergläser wären die revolutionären Stahl/Eisenkonstruktionen wie etwa der ‚Kristallpalast‘ zur Londoner Weltausstellung im Jahre 1850 nicht möglich. Für diese riesige Eisenkonstruktion wurden 270.000 Scheiben im Maß 25 x 124 cm gefertigt. Dieses Maß war durch die Produktionstechnik der Zylinder vorgegeben und bestimmte dann auch das Standardraster der Eisenarchitektur.
Um 1868 kam Tischkathedralglas auf (in England - Oberfläche gewellt, strukturiert, größere Farbauswahl).
Kurz danach in England, in den 1870er Jahren verstärkt dann in Deutschland: Herstellung und Verwendung von Echt- Antik-Glas (Breitere Farbpalette, starke Struktur der Glasoberflächen,
viele Blasen, Hobelstruktur).
Inhalte dieses Textes verdankt das Museum Baruther Glashütte wesentlich dem Denkmal-Sachverständigen Dr. Ivo Rauch
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