Auf diesem Salbölgefäß (Lekythos) sind zwei bärtige Männer dargestellt, die nach rechts schreitend eine große Halsamphore transportieren. Sie befördern diese mittels einer Tragestange, welche auf den Schultern aufliegt.
Das Bildprogramm dieser Lekythos birgt gewisse Kuriositäten: Auf den ersten Blick erscheint eine solche Trageweise technisch unmöglich, da sich eine Stange nicht auf die hier gezeigte Weise durch die beiden Henkel einer Amphore stecken lässt. Da dieses Bild allerdings nicht perspektivisch gemalt ist, könnten als Tragehilfe auch zwei Stangen gemeint sein, an die die Amphore mithilfe von Seilen festgebunden worden ist.
Da die beiden Männer unbekleidet und in ihrer gedrungenen Körpergestaltung eher unvorteilhaft wiedergegeben sind, wird deutlich, dass sie aus einer niedrigen Gesellschaftsschicht stammen (sog. banausoi).
Ein zweites sehr interessantes Detail ist der angedeutete Dampf über der Amphorenmündung: Er weist offenbar darauf hin, dass der transportierte flüssige Inhalt heiß ist. Obschon es sich nicht endgültig beweisen lässt, welche Flüssigkeit (Glühwein oder evtl. auch heißes Öl) hier transportiert wird, sprechen doch gute Gründe für den Glühwein: Uns ist die Abbildung auf einer antiken Vase bekannt, die zeigt, wie in einem Weingut Flüssigkeiten in einem Kessel erhitzt werden. Darüber hinaus berichtet uns der Schriftsteller Athenaios von Naukratis (2. - 3. Jh. n. Chr.) in seinem Werk "Das Gastmahl der Gelehrten" von speziellen Tonschalen für Glühwein.
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