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Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Fotografische Sammlung des ehemaligen Instituts für Sexualwissenschaft [FSIFS-093_a]
Brustporträt von Madame Taylor (Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Public Domain Mark)
Herkunft/Rechte: Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft (Public Domain Mark)
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Brustporträt von Madame Taylor

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Beschreibung

Schwarz-Weiß-Fotografie einer leicht seitlich aufgenommenen Frau, die vom Kopf bis zur Brust sichtbar ist. Sie trägt eine dunkle Jacke und eine helle Haube sowie eine Nickelbrille. Sie ist vor einem neutralen Hintergrund abgebildet und blickt geradeaus, rechts an der Kamera vorbei.

Kontext:
Die abgebildete Madame Taylor trat zwischen 1862 und 1892 zeitweise als sog. „Bartdame“ in damals als„ Sideshow“ oder „Freakshow“ bezeichneten Darbietungen“ auf, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld gibt an, dass das Foto 1904 in Edgar Bérillons Publikation „Revue de l'hypnotisme et de la psychologie physiologique” (vermutlich Band 20) erschienen und im Kapitel: „Les femmes à barbes. Etude psychologique et sociologique“ beschrieben sei (vgl. Hirschfeld: Geschlechtsübergänge, Text vor Tafel XIV).

Magnus Hirschfeld nutzte verschiedene Abbildungen von „Bartfrauen“ in seiner Publikation „Geschlechtsübergänge“ im Kapitel „Androtrichie. Feminae barbatae.“ Dort schreibt er: „Zu den häufigsten und augenfälligsten Geschlechtsübergängen gehören die der Behaarung, einem […] besonders wichtigen sekundären Geschlechtscharakter.
Um sich von der Häufigkeit des „Frauenbartes" eine Vorstellung zu machen, ist es nur nötig, die Annoncenteile der Zeitungen zu durchsehen. Ich sammelte einige Wochen die Inserate, in denen die Entfernung weiblicher Barte mittelst Elektrolyse, Enthaarungswassern, Depilatorien und anderen Methoden angepriesen wird und fand, daß sich in Berlin Dutzende von Personen diesem anscheinend recht einträglichen Erwerbszweig widmen.“ (vgl. Hirschfeld: Geschlechtsübergänge, Text vor Tafel XIV)

Dieses Bild war Teil der Bilderwand „Sexuelle Zwischenstufen“, die vermutlich zum ersten Mal 1922 auf der „Hundertjahrfeier deutscher Naturforscher und Ärzte“ in Leipzig gezeigt wurde. Der Gründer des Instituts Magnus Hirschfeld wollte mit der Bilderwand seine um 1910 vorgelegte „Zwischenstufentheorie“ veranschaulichen und untermauern.

Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstigen körperlichen Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstigen seelischen Eigenschaften.
Mit diesem Konzept verlagerte Hirschfeld bereits 1907 das biologisch-genitale Geschlecht hin zu einem, das u. a. auch auf der erlebten Identität beruhte. Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, R. (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher ging damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.

Beschriftung/Aufschrift

Bildunterschrift in Hirschfeld: Geschlechtsübergänge: Androtrichie (feminae barbatae).

Bildunterschrift in Levy-Lenz: Hexenkessel der Liebe: Eine Amerikanerin, 58 Jahre alt

Danksagung

Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

Rezeption und Publikation

Literatur

  • Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid. Das Institut für Sexualwissenschaft 1919–1933. Berlin
  • Hirschfeld, Magnus (1913): Geschlechtsübergänge. Mischungen männlicher und weiblicher Geschlechtscharaktere (Sexuelle Zwischenstufen). Leipzig, Text vor Tafel XIV
Karte
Hergestellt Hergestellt
1890
Veröffentlicht Veröffentlicht
1905
Edgar Bérillon
Paris
Veröffentlicht Veröffentlicht
1913
Magnus Hirschfeld
Leipzig
Veröffentlicht Veröffentlicht
1931
Ludwig Levy-Lenz
Leipzig
Besessen Besessen
1919
Institut für Sexualwissenschaft
Berlin-Tiergarten
Verschollen Verschollen
1933
Berlin
1889 1935
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Objekt aus: Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e. V. (MHG) ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin, der sich 1982 mit dem Ziel gegründet...

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