Riemenschneiders lyrische Figuren unterscheiden sich bereits in einigen Elementen von der spätgotischen Plastik; sein Werk steht am Beginn der Neuzeit. Feine Licht-Schatten-Wirkungen und die geschlossene Form der Bildwerke zeugen von der Meisterschaft des Künstlers und seiner Werkstatt. Burghauptmann Bernhard von Arnswald empfahl Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach 1873 den Ankauf von zwei »knienden Engelsfiguren, in Holz geschnitten von dem berühmten Künstler Riemenschneider in Würzburg [...], von dessen Künstlerhand bereits eine Madonna im Pirckheimerzimmer auf der Wartburg passend aufgestellt« sei, als Weihnachtsgeschenk für ihren Gemahl. Beide Stücke bilden Pendants, die im 19. Jahrhundert durch mächtige Flügel und Leuchteraufsätze ergänzt und entsprechend dem restauratorischen Trend der Zeit dunkelbraun überbeizt worden waren. Spätestens dabei ging die ursprüngliche Farbfassung - rote Gewänder mit grünem Saum - verloren. Stilistisch verweisen die Figuren auf das Steinrelief der Seelenwägung am Bamberger Kaisergrab des heiligen Heinrich II. und seiner Gattin Kunigunde, das Riemenschneider zwischen 1508 und 1510 schuf. Der Erzengel Michael und die Assistenzfigur des heiligen Laurentius stimmen in Haartracht und Gewändern, bedingt auch in den Porträts, mit den Leuchterengeln überein.
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