Der Holzschrank ist einer von zwei Schränken, der Patrizen, auch Stahlstempel oder Stempel genannt, für die Herstellung von Matrizen und damit anschliessend von Schriften im Bleisatz enthält. Die Schränke wurden in der Reichsdruckerei, Vorgängerin der Bundesdruckerei, angefertigt. In den 57 Schubladen befinden sich mehr als 10.000 einzeln mit der Hand geschnittene Schriften, Ornamente, Zeichen und Ziffern. Viele davon stammen bereits aus der Decker’schen Ober-Hofbuchdruckerei in Berlin, die 1877 von der Reichsdruckerei gekauft wurde. Einige kommen sicher aus der Berliner Akademie der Wissenschaften. Eine Druckschrift bestand aus etwa 100 Zeichen. Die Namen der Handwerkerinnen und Handwerker, welche die winzigen Stempel graviert haben, sind oft nicht bekannt. Die Anfertigung einer einzelnen Patrize ermöglichte, dass im weiteren Prozess der Schriftherstellung unendlich viele bewegliche Metalllettern gegossen werden konnten. Aus diesem Grund waren die Patrizen ein sehr wertvoller Besitz für eine Schriftgießerei. Jedes Zeichen ist ein originaler Entwurf. Ihr Besitz war gleichbedeutend mit etwas, was wir heute als Schriftrechte oder Schrift bezeichnen würden. In den Schubladen liegen kleine Schriftkärtchen, die mit schwarzer Tinte beschriftet wurden. Dabei stehen neben einer Nummer (ohne Buchstabe) und dem Schriftnamen die beigefügten Buchstaben A (= Alt) und N (= Neu). Dies bezieht sich vermutlich auf zwei Nummerierungssysteme unterschiedlichen Datums. Vor 1877 wurde sicher das "A" benutzt. Zwischen 1886 und 1910 benannte die Nachfolgeeinrichtung, die Reichsdruckerei, alle Schriften neu und verwendete zusätzlich das "N".
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