Im 14. Jahrhundert gewann die Verehrung der heiligen Veronika in der bildenden Kunst zunehmend an Bedeutung. Zahlreiche Tafelgemälde, Holz- und Kupferstiche sowie plastische Arbeiten mit der Darstellung der Heiligen sind dafür beredtes Zeugnis. Nach der Legende gehörte Veronika zu jenen klagenden Frauen, die sich am Kreuzweg Jesu eingefunden hatten. Dort reichte sie aus Barmherzigkeit dem Geschundenen ein Schweißtuch, damit er sich das Gesicht trockne. Dankbar nahm Jesus das Tuch an und drückte sein Gesicht darauf, so dass ein Abdruck zurückblieb. In den Bildkünsten wird die heilige Veronika zumeist als stehende Matrone mit gegürtetem Gewand dargestellt. In beiden Händen hält sie das Schweißtuch mit dem Antlitz des Gottessohnes vor ihrem Körper. Im Laufe der Geschichte hat sich dieser Bildtyp kaum verändert. Auch das um 1610 geschaffene Gemälde der heiligen Veronika, das sich in der Heidecksburg befindet, ordnet sich in die herkömmliche Darstellungsweise ein. Veronika, die der Mode entsprechend gekleidet ist, hält mit erhobenen Händen das Schweißtuch. Ihr schulterlanges blondes Haar, teilweise von einem Schleier überdeckt, wird von einem prächtigen Diadem zusammengehalten. Voller Demut richtet die Heilige ihre Augen nach unten. Das auf dem Tuch zu sehende Antlitz Christi ist in einer regelrecht naturalistischen Malweise ausgeführt. Während das Haupt hoheitsvoll von einem goldenen Strahlenkranz umgeben ist, wird das Leiden durch den geöffneten Mund, die auf den Betrachter gerichteten rot umrandeten Augen sowie die sich tief in die Stirn drückende Dornenkrone dokumentiert. Bereits vor dem Schlossbrand der Heidecksburg von 1735 wurde das Gemälde in einem Inventarverzeichnis von 1710 beschrieben. Unklar bleibt jedoch, wann dieses Bild nach Rudolstadt kam. In diesem Zusammenhang ist auch die Zuschreibung an einen Künstler Gegenstand weiterer Untersuchungen. [Lutz Unbehaun]
unsigniert, auf der Rückseite der Leinwand, hinter dem Keilrahmen verborgen, Siegel und Klebezettel mit der Aufschrift "De Lovis Carache"
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