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Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Fotografische Sammlung des ehemaligen Instituts für Sexualwissenschaft [FSIFS-081_b]
Fotografie von F. S. (2) (Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Public Domain Mark)
Herkunft/Rechte: Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft (Public Domain Mark)
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Fotografie von F. S. (2)

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Beschreibung

Schwarz-Weiß-Fotografie einer Person, die in einem Raum steht, vermutlich einem Untersuchungszimmer. Sie trägt einen dunkles Anzug, ein heller Kragen und ein Schlips ragen aus der geschlossenen Jacke heraus. Auf dem Kopf trägt sie einen Hut, darunter einen dunklen Netzschleier, der ihr über das Gesicht bis knapp unter die Nase fällt. Die Person ist frontal fotografiert und von Kopf bis etwa zu den Knien sichtbar. Ihre Hände hat sie in den Jackentaschen verborgen, sie blickt geradeaus direkt in die Kamera. Im Hintergrund des Raums ist ein Teil eines Sideboards mit Schubladen und verschiedenen Gegenständen auf der Abstellfläche sichtbar, unter anderem ein Krug.

Kontext:
Über die hier abgebildete Person gibt Hirschfeld in seiner Publikation „Geschlechtsübergänge“ ab S. 19 eine recht ausführliche Anamnese wieder, die sich über Angaben zu ihrer Kernfamilie im Rahmen der Vererbungslehre, über ihre Kindheit und Jugend bis zu ihrem aktuellen Zustand (40 jährig) erstreckt. Er beschreibt sie als eine Person, die den als „männlich“ geltenden Eigenschaften mehr entspricht als den „weiblichen“ und auch den „männlichen“ Vorlieben mehr abgewinnen kann als den „weiblichen“. Bei der Untersuchung ihrer Geschlechtsorgane stellte Hirschfeld das männliche Genitalgeschlecht fest. Sein Bericht endet mit dem Satz: „Meinen Vorschlag, ihre Metrik zu ändern und als Mann weiter zu leben, lehnte die Patientin ab, da sie das mit dieser Umänderung verknüpfte Aufsehen scheute und fürchtete, die ihr angenehm gewordene geschäftliche Stellung zu verlieren.“ (Vgl. Hirschfeld: Geschlechtsübergänge, S. 25)

Das Bild gehört zu einer Serie von mindestens vier Fotos und steht im Kontext der von Magnus Hirschfeld, Sexualwissenschaftler und Sexualreformer, entworfenen Konzept der „Zwischenstufen“.
Sehr verkürzt gesagt, beschreibt dieses Konzept die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstigen körperlichen Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstigen seelischen Eigenschaften.
Mit diesem Konzept verlagerte Hirschfeld bereits 1907 das biologisch-genitale Geschlecht hin zu einem, das u. a. auch auf der erlebten Identität beruhte. Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, R. (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher ging damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.

Beschriftung/Aufschrift

Bildunterschrift in Hirschfeld: Geschlechtsübergänge: Pseudohermaphroditismus masculinus bei überwiegend männlichem Habitus. (Error in sexu.)

Bildunterschrift in Neugebauer: Hermaphroditismus beim Menschen: Abb. 143–146. Vier Abbildungen des als Weib erzogenen Scheinzwitters Friederike S. (Kopiert nach Tafel IlI von Hirschfeld: Geschlechtsübergänge. Verlag von W. Malende, Leipzig.) (Zu Beob. 402.)

Danksagung

Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

Rezeption und Publikation

Literatur

  • Hirschfeld, Magnus (1906): Irrtümliche Geschlechtsbestimmung. Hebammen-Zeitung, Nr. 11, Seite 123f.
  • Hirschfeld, Magnus (1913): Geschlechtsübergänge. Mischungen männlicher und weiblicher Geschlechtscharaktere (Sexuelle Zwischenstufen). Leipzig, Seite 19ff. und Text vor Tafel III
  • N.N. (1906): Irrtümliche Geschlechtsbestimmung. Salzburger Volksblatt, Nr. 277, Seite 1f.
  • Neugebauer, Franz Ludwig von (1908): Hermaphroditismus beim Menschen. Leipzig, Seite 251ff.
Karte
Veröffentlicht Veröffentlicht
1908
Franz Ludwig Neugebauer
Leipzig
Veröffentlicht Veröffentlicht
1913
Magnus Hirschfeld
Leipzig
Besessen Besessen
1919
Institut für Sexualwissenschaft
Berlin-Tiergarten
Verschollen Verschollen
1933
Berlin
1907 1935
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Objekt aus: Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e. V. (MHG) ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin, der sich 1982 mit dem Ziel gegründet...

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