Die in ihrer Geschlossenheit und Bearbeitung einzigartige Commedia dell’Arte-Gruppe aus rotbraunem Böttgersteinzeug ist im Kunstkammerinventar des Jahres 1721 erstmals erwähnt: »(…) sechs Statuen von einländischer Terra Sigillata, Dreßdnische Arbeit«. Kurz vor der Erfindung des europäischen Hartporzellans war Johann Friedrich Böttger die Herstellung von rotem Steinzeug gelungen. In der 1710 von August dem Starken gegründeten Meißener Porzellanmanufaktur wurden zunächst Dresdner Hofbildhauer als Modelleure verpflichtet. So können die Gothaer Komödienfiguren aufgrund stilistischer Vergleiche Balthasar Permoser, Benjamin Thomae und Paul Heermann zugeschrieben werden. Drei Kupferstiche mit je zwei Figuren aus der Serie Mascarades von Robert Boissart aus dem Jahr 1597 dienten den Künstlern als Vorlagen. Neben den Commedia dell’Arte-Figuren erwarb Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha- Altenburg auch ein umfangreiches Konvolut an Böttgersteinzeug-Gefäßen und begründete somit in Gotha eine der bis heute weltweit bedeutendsten Spezialsammlungen ihrer Art. Eine Auswahl der besten Stücke wird im Herzoglichen Schlafgemach des Schlosses Friedenstein als Dauerausstellung präsentiert. [Ute Däberitz]
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