Die Gewinnung und Verbreitung von Seide ist in China seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. nachweisbar. Über verschiedene Handelswege gelangte sie ab Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. nach Mitteleuropa. An den Herrscherhäusern war Seide begehrt und sehr kostbar. Der hohe Bedarf an Seidenstoffen ließ im Mittelalter in Spanien und Italien neue Herstellungszentren entstehen. Im 16./17. Jahrhundert werden Seidenmanufakturen in Lyon, Tours und Paris führend in der europäischen Seidenproduktion. Seidenstoffe und Seidenbrokate, Seidensamte und Seidendamaste wurden nicht nur für kostbare Kleidung des Adels und für liturgische Gewänder verwandt, sondern auch für Tapeten, Vorhänge und Möbelbezüge. Bald entstanden auch in Deutschland namhafte Produktionsstätten, unter anderem in Krefeld und dessen Umland. Im 19. Jahrhundert erfolgte mit Einführung des Jacquardwebstuhls der Übergang zur maschinellen Fertigung. Selbst kompliziert gemusterte Seidengewebe konnten nun hergestellt werden. Daneben ermöglichten neue Färbe- und Veredlungstechniken die industrielle Massenproduktion preiswerter Seidenstoffe, womit das einstige Luxusgewebe für breitere Bevölkerungsschichten verfügbar wurde. Kleidungsstücke und Accessoires aus diesem Material, denen ein hoher Prestigewert zukam, spielten fortan eine große Rolle vor allem in der weiblichen Mode. Beispielsweise bedeckten lange Seidenschals das Dekolletè biedermeierlicher Ballkleider. Ebenso entwickelten sich seidene Tücher, Schürzen, Haubenbänder und Borten in vielen Farben und Dessins zu festen Bestandteilen regionalspezifischer "bäuerlicher" Festtrachten, die als Ausdruck einer heilen ländlichen Welt galten.
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