Der Fundort Walramsneustraße in Trier lässt immer aufhorchen, denn dort geborgene Objekte sind häufig in perfektem Zustand. Ihr hohes Alter sieht man ihnen nicht an. Die heutige Straße war in vorgeschichtlicher Zeit ein Altarm der Mosel. Aus ihm wurde ein morastiger See, von den Stadtbewohnern als riesige Abfallgrube genutzt. Im 2. Jh. verlandete er schließlich.
Für organische Funde bot die Lage im Schlamm unter Sauerstoffabschluss optimale Erhaltungsbedingungen, so auch für die Produkte einer römischen Lederwerkstatt. Beim genaueren Hinsehen entpuppt sich ein dreieckiges Lederstück als Tanga, gefertigt aus Ziegenleder. Der Vorteil dieses Leders ist, dass es beim Trocknen nicht verhärtet und sich somit bestens als Kleidungsstück eignete. Ob es als Sportkleidung oder Unterwäsche seinen Einsatz fand, ist allerdings nicht klar. Doch lassen neben dem Material auch die sorgfältig ausgestanzten Loch- und Streifenmuster als Lederzier auf ein besonderes Lieblingsstück schließen.
Schmale Lederbänder zur Bindung haben sich auf einer Seite erhalten. Fragt man sich nach dem Verbleib des rückseitigen Teils, muss die Antwort lauten: Es hat nie eines gegeben. Entscheidende Hilfe bei vielen Rekonstruktionsversuchen der Bindetechnik geben Terrakottastatuetten und andere gut erhaltene Ledertangas der römischen Welt. Mit Hilfe eines Ringes, je seitlich auf Hüfthöhe zu tragen, wurde ein perfekter Halt gewährleistet. Er verteilte die Bänder zum Vorderteil und nach hinten über die Taille und unterhalb des Gesäßes. Das kleine Stückchen Leder soll übrigens der Konfektionsgröße 38 entsprechen.
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