Das Medaillon der Ilmenauer Porzellanmanufaktur, gefertigt nach dem Vorbild der Blue Jasper Ware des englischen Töpfermeisters Josiah Wedgwood, spiegelt den klassizistischen Zeitgeist um 1800 wider. Es geht hervor aus dem sich neu entfaltenden Bewusstsein für die klassische Antike und der damit einhergehenden Verbreitung von antikem Form- und Motivmaterial. Auf einem blauen Fond wurden zarte weiße Reliefs angebracht, deren Bildmotive aus unterschiedlichsten Sujets inspiriert wurden. Gemäß dem in der zweiten Hälfte des 18. Jh. vorherrschenden klassischen Ideal verbildlichen eine Vielzahl der Medaillons, neben Porträts historischer und zeitgenössischer Persönlichkeiten sowie Allegorien auf historische Ereignisse und Motive mit christlichem Bildcharakter, vor allem Szenen aus der antiken Mythen- und Sagenwelt. Darunter findet sich auch der bekannte Held Herakles (lat. Hercules), dargestellt mit seinen Attributen, dem Löwenfell und der Keule. Auch seine zwölf Taten, die ihm zur Unsterblichkeit verhelfen sollten, wurden verbildlicht. Das Ilmenauer Medaillon gibt einen Einblick in die Rezeptionsmodi der antiken Bildsprache. In ihrem vielfältigen Bildprogramm profiliert sich die künstlerische Umsetzung des Zusammenspiels antiker und zeitgenössischer Kunstelemente. [Cornelia Irmisch]
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