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Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Archäologische Abteilung Funde der Römischen Epoche Schriftgut - wissenschaftliche Aufsätze, Druckfahnen aus Nachlässen [2022/0061/051/068]
https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/resources/documents/202308/03143626369.pdf (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
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Erwiderung zu "Brunholdisstuhl - Kriemhildenstuhl" von Dr. Sprater

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Beschreibung

Material/Technik

Papier / geschöpft, maschinenbeschrieben

Maße

Höhe: 29,7 cm, Breite: 21,0 cm, Seitenzahl: 5

Abschrift

Original: Deutsch

Zu: "Brunholdisstuhl-Kriemhildenstuhl" von Dr. Sprater-Speyer im Heft 1935, 10-12 der Mannheimer Geschichtsblätter (ersch. April) 1936 1. Schon zu Anfang der Grabungen, 19. Februar 1934, erschien im Dürkheimer Tageblatt ein Artikel von mir, in welchem ich gegen den Versuch Spraters auftrat, im Brunholdisstuhl nichts anderes zu sehen, als einen römischen Steinbruch; diesen Artikel verfasste ich wegen der Notiz Spraters vom 9.II. 1934, in welcher Spr. behauptete, dass seine Annahme, es handle sich um ein- nen Steinbruch der Römer "eine wesentliche Stütze" durch die mit Abb. 38 meiner nachfolgenden Veröffentlichung wiedergegebene Inschrift der XXII. Legion erhalten habe: Die mächtigen Sonnebahnrunen neben dieser Inschrift die meiner Annahme von einer vor den Römern bestandenen KuUstätte "eine wesentliche Stütze gaben, verschwieg Sp. sorgfältig! Eine noch krassere Irreführung bedeutet die Behauptung von den "zwei Sät- zen", denn die fraglichen Veröffentlichungen existieren von mir nicht. 2. Die Absicht Sp.'s war "von Anfang an", das Germanische möglichst in den Hintergrund zu rücken, deshalb wollte er in obigen Runen "nur Kratzer" sehen. In seinem Aufsatz: Der Brunholdisstuhl bei Bad Dürkheim, ein Stein- bruch der Mainzer Legionen an germanischer Kultstätte (Mainzer Zeitschr. Jahrg. XXX, 1935) hat er die Sonnebahnrunen grösstenteils weggelassen. 3. Der gleichen "vorgefassten Meinung" über das Unwesentliche des germani- schen Anteils entspricht die Gewohnheit Spr.'s die Heidenmauer zu ver- schweigen und besonders die Tatsache, dass die der Westecke genau gegenüberlie- gende Ostecke im Steinbruch" liegt. (Orientationen, die für das Germanische sprechen, lässt er mit gutem Grund weg, in diesem Fall deshalb, weil O.S. Reuter aus dieser West-Ost-Richtung die Toten- und Sonnenkultrichtung erkan- te, und zwar ist der Sonnenkult in der vom Steinbruch verwüstetet Stätte durch die Sonnen-Rädchen-Rosse-Baldur-Hakenkreuze und Sonnenbahnrunen er- wiesen, während der Totenkult durch die Tatsache des Gräberfeldes innerhalb der West-Ost-Orientiertung Heidenmauer erwiesen ist. Der Ostpunkt einer solchen Anlage wie unsere Heidenmauer ist allemal für den Toten- und Son- nenkult, denn im Osten erhebt sich nicht nur der Tag, sondern auch die Nacht, was Reuter in seinem Kapitel "Kampf der Gebetsrichtungen" seines Werkes “Germanische Himmelskunde" erklärt, mit dem Hinweis, dass deshalb der Germane nach Norden gerichtet betete, weil dort allein im ruhenden Punkt des Weltalls der Sitz der Götter sein konnte.) Dieser im "Steinbruch" als Ende der West-Ostrichtung belegte Kultpunkt ist nun Herrn Sprater unangenehm, denn er bedeutet den Beweis meiner von Anfang an betonten Auffassung über das Vorhandensein einer vor-römisehen Kultstätte, was er mit allen Mitteln zu verschleiern sucht. In seiner Abb. 2 gibt er z.B. eine "Ostspitze" an, es sind aber deren 2, weil dazwischen das im Schutt gelegene Stück der Heidenmauer-Ost-Ecke (die er verschweigt) liegt! Auf der gleichen Abb. 2 lässt er den vor der Südspitze liegenden Brunholdisstuhl fast ins Tal hinunterfallen, um ihn möglichst weit weg von der unangenehmen Heidenmauer zu legen. Die Absicht dieses "Blickes von Süden" in Abb. 2, der übrigens von Südost ist, darf man wohl als Irreführung erkennen. 4. Es ist unwahr, dass Spr. in den Grabhügeln nachgeforscht hat: er hat nur in zwei der unscheinbaren Hügelchen, und nicht in den von mir als Grabhügel be- zeichneten "mit eingesunkenen Spitzen" gegraben! Solche Täuschungen haben kur- ze Beine, denn im November 1935 hat (nach O.S. Reuters Mitteilung an mich) Prof. Reinerth bei Probegrabungen sogleich La Tène-zeitliche Gräber erkannt! Damit ist die Teudt'sche Auffassung von 1934 nicht nur von Reuter, sondern auch von Reinerth bestätigt: Gräberfeld, im Innern der Heidenmauer und damit der Ostpunkt desselben als Totenkultpunkt. 5. Die Gleichheit mit den genannten Steinbrüchen besteht durchaus nicht, denn keiner derselben ist von oben bis unten derart sauber bearbeitet und bebil- dert. Auffällig, dass Spr. bei der Nennung von ähnlichen Bearbeitungen an Felswänden geheiligter Stätten an den Externstein-Höhlen vorübergeht, auf wel- che ich in Spalte 7 unten, in meiner Veröffentlichung ausdrücklich hinweise. Ferner ist der einzige "verschüttete römische Steinbruch" derjenige bei Breit- furt im Bliestal, unter dessen Verschattung die beiden römischen Kolossal- Reiterstatuen gefunden wurden. 6. Spr. sieht seiner vorgefassten Meinung entsprechend überall nur "Steinbrüche" Technik und doch ist er den Beweis schuldig geblieben, dass im Br'Stuhl nur "Quadern" gebrochen wurden: Auch in der beriffeiten Höhle der Externsteine sind keine Quader gebrochen worden. In Bezug auf den mangelnden "Ernst" in seinen Ausführungen über die Bruchsteine im Ringwall, verweise ich zur Rich- tigstellung auf Sp. 16 meiner Veröffentlichung. 7. Eine bedauerliche Irreführung: Denn ich habe mich wiederholt, auch in letzter Zeit unter Zeugen darüber vergewissert, dass die Bronzenadel einsam bei einer 4cm dicken Schichte lag, die nicht mit der bis 30cm dicken, überlagerten, etwa 8 Meter entfernten Schichte zusammenhing, in der erst später die römischen Ziegel entdeckt wurden, aber was vor-römisch ist im "Steinbruch" läuft durch Herrn Sprater Gefahr, beiseite geschoben zu werden. So bedeutet es auch "freie Willkür", den Bronzering aus der Bronzezeit hinauszuweisen. Ein dunkler Punkt in dieser Angelegenheit bedeutet auch der Fund von La Tène-zeitliehen Scherben im "Steinbruch", die Spr. auf den Abfallhaufen bei der Arbeiterschutzhütte landen liess, obwohl sie ihm nebst Funddatum vorgelegt worden waren; Herr Düste- sieck (Pfleger für Vorgeschichte im Kreis Horn) aus Detmold, Friedrichstr. 14) hat diese and andere vorgeschichtliche Scherben wieder entdeckt und aus dem "Abfall" mitgenommen. Dagegen fanden römische Stiefelsohlen durch Herrn Spr. rühmende Erwähnung. 8. Dies ist wissentlich unrichtig! Denn Spr. hat sich am äusseren Ostflügel selbst überzeugt (durch Probegrabung), dass die Bearbeitung noch mehrere Meter tief un- ter die gegenwärtige, angebliche Sohle führt. Darüber kann sich jedermann an Ort und Stelle überzeugen. Nirgends ist die Sohle erreicht! Nur einzelne Stu- fen, die regelmässig weiter abwärts führen. 9a. Die Annahme Spr's, dass "die Gestaltung der Felswände aus technischen Gründen zu erklären" ist, ist nicht durchgehends richtig; auch nicht, dass "die Stein- brucharbeiter nach der Struktur des Steines sich richteten", denn Spr. veröffent- licht selbst im Bd. XXX der Mainzer Zeitschr. 1935, auf Abb. 2 mit Erläuterungen einige der Scnrotgräben, die nach anderen Himmelsrichtungen laufen, als die der oberen Wände und somit spielt die vermeitliche Rücksichtnahme auf die an- genommene Struktur des Steines nicht die von Spr. behauptete Rolle. Der römi- sche Steinbruchbetrieb fand eben aus vor-römischer Zeit an dieser der Westecke der Heidenmauer gegenüberliegenden Kultstätte die ursprünglichen, im oberen Teil noch erkenntlichen Profile vor, und setzte sie nach Belieben fort, da dies zu- nächst das bequemste sein musste. In anderen unteren Partien verwandelten die Römer alles (ihrem Bedarf entspre- chend) in ein Trümmerfeld von Steinstümpfen, dem auch die von mir vermutete Einrichtung eines Sonnenjahres-Kalenders zum Opfer fallen musste; inwieweit die naturgemäss von oben nach unten gehende Einrichtung noch rekonstruieren lässt, wird die Auseinandersetzung mit Fachleuten lehren. Der grundlegende Unterschied zwischen der Auffassung von Spr. und mir an die- ser Stätte liegt jedoch erst in 2ter Linie in dieser vermuteten Einrichtung, die Spr- aus polemischen Gründen in den Vordergrund schiebt; in der Hauptsa- che handelt es sich bei mir (Mannh. Gesch. Bl. 1935, 1-3) um: a: Die Verschweigung der gesamten Anlagen am und im sog. Ringwall zugunsten des "römischen Steinbruchs" ist irreführend, denn b: vor der Verwüstung durch die Römer war hier die für uns wichtigere germa- nische Sonnen-und Totenkultstätte, die sich aus den gesamten Anlagen er- gibt . c. Darum bedeutet die von Spr. seit 1917 verbreitete Bezeichnung "der Brun- holdisstuhl, ein römischer Steinbruch" eine Sinnlosigkeit, da wir auch nicht die Limburgruine als "französischen Steinbruch" bezeichnen, ob- gleich sie tatsächlich als solcher benutzt wurde.(vgl. "Die Externsteine, eine christliche Stätte.) d. Möge die überragende Bedeutung der Gesamt-Anlagen innerhalb und ausser- halb der Heidenmauer bald der Allgemeinheit erkennbar werden, nämlich durch Inangriffnahme des Gräberfeldes und Erforschung der Einzelheiten innerhalb der Heidenmauer (vgl. Spalte 13/14 meiner 1955 G.-Bl.) und durch Vollendung der noch mehrere Tausend Kubikmeter erfordernden Freilegung im Bereich der vom römischen Steinbruch verwüsteten vor-römischen Kult- stätte. (Kriemhildenstuhl). Der in Sp. 7 & 8 meiner Veröffentlichung genan- te Stand der Ausgrabungen ist von keiner weiteren Tiefengrabung überholt worden - und trotzdem behauptet Spr. "es ist nun der Schutt bis zur Sohle abgetragen". Im vorgeschichtlichen Gräberfeld kann er nur von einer Ta- bakspfeife des 17. Jahrh. und ungefähr gleichzeitigen Scherben berichten. Die Kultstätte ist nach seiner Meinung erst (so nebenbei) nach Anlage des römischen Steinbruches entstanden; der kennzeichnenden Lage der Kult- stätte im Osten des Gräberfeldes will er nicht begegnen und antwortet auf die angeschnittenen Geschichtsfragen mit einer wertlosen Polemik. 9. Sprater übersieht in seinem Eifer, dass nicht eine der beriffelten Wän- de im "Steinbruch" die für eine Sonnenuhr erforderliche Süd-Richtung hält; er pflegt eben vor den Himmelsrichrungen, nach denen die obersten Teile des "Steinbruchs" besonders deutlich angefangen sind, die Augen zu verschliessen. Es gibt nur Süd-Ost, Süd-West, Nord-Ost und Nord-West-Wände hier. Die Sonnen- uhr, mit der für Horizontal-Uhren typischen Einteilung, ist naturgemäss auf die Südrichtung eingestellt gewesen; man sieht, dass Verlangen nach Fach- leuten in der Frage, wieweit ein Kalendarium in der zerstörten Kultstätte an- nehmbar erscheinen kann, bei jener Unkenntnis der einfachsten Grundlagen in diesen Dingen nicht unbegründet ist. Meine Ausführungen und Bilder auf Sp. 25- 26 geben Herrn Spr. keinen Anlass zu der Behauptung, dass "nicht einmal der Versuch einen wissenschaftlichen Beweis zu erbringen" vorläge. Die Behaupt- tung, dass das fehlende Stück der Heidenmauer "der Steinbruchanlage zum Opfer gefallen sei" bedeutet noch weniger als eine beweislose Annahme, denn an Ort und Stelle besehen, müsste es für solche Steinbruchzwecke bequemer gewesen sein, den Steinwall zur Seite den Abhang hinunter-zuwerfen, - statt ihn in die eigene "Steinbrucharbeit" hineinzuwerfen! Und angesichts der Tatsache, dass der Steinwall gerade in der Nähe des "Steinbruchs" besonders flach abgetragen ist, kann die zielbewusste Verschüttung der Kultstätte in christlicher Zeit nicht bestritten werden. )Vgl. Spalte 21/Abb. 8 in meiner Veröffl’g.) 10. Bei aller Überzeugung Dr. Spraters von der Wissenschaftlichkeit seiner Po- lemik muss ich seinen Einwand gegen das von mir in Sp. 28/29 gesagte, als eine sinnlose Entstellung bezeichnen. Spr. kann also nicht bestreiten, dass die von mir hervorgehobenen obersten Sonnenrosse in der beriffelten Wand älter erscheinen, als die unteren. Es ist auch nicht zu bestreiten, dass bei uns schon in vor-römischer Zeit Steine gebrochen wurden, wie das Innere der Heidenmauer zeigt, und da ich die "Totenbank" im Königsstein (am Krum- holzerstuhl) nicht als römischen Steinbruch bezeichnen kann, weil sie die gleiche Beriffenlung der Wände zeigt, wie der Kriemhildenstuhl, neige ich zur Ansicht, dass diese Art der Bearbeitung vor den Römern bei uns einhei- misch war. Es waren ja auch Einheimische, die den grössten Teil der Arbei-— ter im Steinbruch der vorwiegend aus Germanen bestehenden XXII. Legion stell- ten, und da die "Totenbank" am Totenweg" zum "Totenkloster" Höningen unterhalb des Berges "Toter Mann" doch wohl an vor-römische Zeiten denken lässt, muss es naheliegen, die bis in Einzelheiten übereinstimmende Beriffe- lung an den Wänden der Totenbank mit derjeningen im Kriemhildenstuhl für ein- heimischen Gebrauch zu halten. In der Totenbank-Nordseite ist übrigens noch der Schrotgraben erhalten. Die Hiebrisse in diesem stimmen nicht mit der Beriffelung der Rückwand über- ein. Auch im Kriemhildenstuhl wirkt die Annahme Spraters nicht durchweg über- zeugend, dass die Glättung der Wände nur durch das senkrechte Aneinanderrei- hen der Schrotgraben beim Quadernbrechen entstanden sei. Wellenförmige Quader sollten doch nicht gebrochen werden, (wie man beim Anblick vieler Wandsteilen annehmen müsste) und diese Wellenprofile sind doch bei der naohgehenden Glät- tung entstanden; Spr-bestreitet dies mit Nachdruck, aber bei seinem Versuch der Ablehnung der Erscheinung des Lintwurms will er nachträgliche Abarbeitung von "Unebenheiten" gelten lassen. (Vgl. Sp. 220 & 225). Sobald das Germanische in Frage kommt, entscheidet sich Spr. sogleich für die römische Seite der An- gelegenheit, wobei es Widersprüche gibt. So hat er am 19. Mai 1935 gegen meine Annahme der vom römischen Steinbruchbetrieb zerstörten Kultstätte (vor-römi- scher Zeit) eingewandt, "Dass die Römer viel zu tolerant gegen Kulte anderer gewesen wären, um derart eine germanische Kultstätte zu zerstören", und den- noch gibt er in Sp .222 an, es sei ein 70 Meter langes Stück der Heidenmauer , die doch einen geheiligten Bezirk umschloss, "der Steinbruchanlage zum Op- fer gefallen". Über die vemeitnliche Toleranz der Römer bin ich anderer Auf- fassung als Dr. Spr., der auch die systematische Vernichtung germanischer Kult- stätten durch die Kirche übergeht: An dieser Kultstätte konnte der Kirche nur die Verschüttung übrig bleiben, da das Pulver noch nicht erfunden war. Dank der systenatischen Vernichtung germanischer Heiligtümer durch die rö- mische Kirche sind uns die vor-römischen, Steindenkmäler allerdings "fast un- bekannt", wie Spr. schreibt. Soweit es sich aber darum handelt, zu der in wissenschaftlichen Kreisen des Herrn Dr. Spr. "allgemein herrscherden Annahme" Stellung zu nehmen, dass es damals vor den Römern, noch keine Steinbrüche ge- geben habe, so kann ich für die Verhältnisse in den Oberrheinlanden die Ar- beit von Dr. R. Forrer, "Die Heidenmauer von St. Odilien, ihre prähistorischen Steinbrüche und Besiedlungsreste" empfehlen. Diese Arbeit erschien 1899 in Strassburg /i. Els., mit 120 Bildern, Plänen und Karten. Forrer weist nach, dass es sich um eine Schutzmauer des 2. Jahrhunderts vor Chr. handelt, und dass die Anfänge der innerer Anlagen wahrscheinlich bis in die jüngere Steinzeit zurückreichen. Gewiss hatte auch Forrer zunächst gegen die Annahme aufzutreten als ob nur von den gepriesenen Römern ein solches Werk wie die Heidennauer von St. Odilien erwartet werden könne, aber das war vor 40 Jahren während in unse- ren Tagen ähnliche Annahmen einen etwas überalterten Eindruck machen, auch wenn sie in gewissen Kreisen "allgemein herrschen". 11./ Es sollte Herrn Dr.Sprater geläufig sein, dass das Hakenkreuz ein Sonnen- Zeichen ist, über dessen Bedeutung eine vorwiegend aus Germanen bestehende Legion nicht aufgeklärt zu werden brauchte, zumal sie die Sonnen-Rädchen, die Sonnen-Rogse, die Sonnen-Gott (Baldur)-Darstellungen, die Sonnen-Bahnrunen, und Sonnen-Hakenkreuze im "römischen Steinbruch" hinterlassen hat; sie hat nach alledem diesem Symbol und seinen verschiedenen Ausdrucksformen bei uns mehr gehuldigt als dem "Capricorn oder Steinbock", von dem nicht eine einzige Dar- stellung bei uns vorkommt, trotzdem dieser das offizielle Wappentier der XXII. Legion sei. Und es ist sogar zu verwundern, dass selbst dieses "einzige Stück, welches das Hakenkreuz trägt" sich erhalten hat, wenn man die merkwürdigen Schicksale von Altertümern, die germanische Herkunft verraten, bedenkt. Selbst wo sie erhalten blieben, blieben sie werkwürdig lange unbekannt; die erste Ver- öffentlLchung des Hakenkreuzstempels geschah durch den Vök. Beobacht. 27.II.34. Die XXII. Legion mag früher oder später den "Capricorn" mehr verehrt haben als bei uns und zu jener Zeit, da sie ihn in Anbetracht der vielen germanischen Zeichen geradezu ignorierte. Ich vermute auch, dass diese Hakenkreuzlegion ihrer Stellung nach nicht "Festtagserlebnisse" durch die Felszeichnungen wie- dergab, sondern das Bewustisein, dass sie an einer Kultstätte Zerstörung üben musste. 12/. Die Ablehnung des Lintwurm-Bildes macht sich Spr. so bequem, dass man schon sagen kann: Wenn sonst nichts einzuwenden ist, ist weitere Erörterung überflüssig. Die Ergebnisse der vergleichenden Photographien, von denen ich 2 in den Brunholdisstuhl-Heft der Mannheimer Geschichtsblätter bringe, ver- schweigt Spr. ebenso wie die darin erwähnten, undeutlichen Gestirnzeichen, die dem Lintwurm über-Eck zur Versinnbildlichung seines Wesens beigegeben wurden. Ich bin der Auffassung, dass gerade die Undeutlichkeit jener 2 Zeichen auf die Rolle des Lintwurms als Verfinsterer von Himmelslichtern deutet. Ich halte es daher auch für verfehlt, dass Spr. das grössere Zeichen durchaus als "Dreibein (Triquetrum)" bezeichnen will, wie er im Heft 3 der "Nordischen Welt" 1935, Abb. 11, ausführt; auch auf dieser Abb. ist zu ersehen, dass es sich um ein Vierbein handelt (wenn auch undeutlich) und somit im Sinne obiger Erklä- rung der Rolle des Lintwurm in der germanischen Mythologie das Hakenkreuz dar- stellen soll, d.h. also die (zur Undeutlichkeit) verfinsterte Sonne. Ob das noch undeutlichere, kleinere Zeichen hinter obigem, den verfinsterten Mond(?) darstellen soll, muss ich dahingestellt sein lassen. Die bestimmt vorgetrage- nen Behauptungen Spr.'s über die "Deutlichen Umrisslinien" der Felszeichnungen !" die zumeist aus Reihen nebeneinandergehauener Punkte bestehen", passen nicht zu der Mehrzahl der Felsbilder. Gegen die Einzelheiten des Lintwurmkopfes, in dessen Auge nicht einmal die Iris fehlt, kann Sprater nichts einwenden, auch die hinter dem Kopf desselben beginnende Schuppengestaltung des Halses ist noch deutlich genug, und dass der mittlere Teil des Körpers undeutlich ist, habe ich selbst bemerkt, weshalb ich zwei Photographien der Veröffentlichugg beigab, deren unparteiische Sprache ich der Beurteilung durch andere überlasse. Spr. vermisst, dass ich meine "Entdeckung" über die Auslegung des Felsbildes "Menschlicher Kopf", Abb. 1 (in seiner Polemik) in dem angegriffenen Aufsatz der Mannh. Gesch.-Bl. nicht gebracht habe. Dazu und zu vielen anderen Einzel- heiten fehlte lediglich der Raum. Nachdem ich mich aber oben über das 4-beini- ge "Dreibein" (Triquetrum) des Herrn Dr. Sprater ausgesprochen habe, möchte ich zu dem "Menschenkopf" Stellung nehmen. 12. Spr. ist völlig überzeugt, dass nur die Deutung als "menschlicher Kopf" in Frage kommt: Mir erscheinen aber die Einzelheiten desselben für die damaligen in Betracht kommenden Leute ungewöhnlich, denn unter einen Haartolle erhebt sich eine Judennase(?) von einer Dimension, die dem darunter befindlichen un- römischen Spitzbart(?) gleichkommt, was beides wiederum nicht recht zu dem un- germanischen Nackenhaarschnitt (?) passt. (Ich deute mir die drei Wülste (vgl. Abb.) als das (geschlossene) Auge, Horn und darunter Ohr einer Tiermaske, die vom Beschauer aus nach links gewendet ist, während Dr. Sprater das Bild in der Geschichtsforscher-Versammlung in Halle (Ende 1934) verkehrt auslegte, worauf "die ganze Versammlung gelacht habe", wie er bei uns berichtete. Die Frage, ob dies die rechte Art einer ernst zu nehmenden Versammlung gegenüber ist, wird sich ebenso wie die Frage, auf welcher Seite zuletzt die Lächerlichkeit liegt von selbst entscheiden.) Mir scheint ebenso naheliegend, dass hier ein kultisches Tierfell, viel- leicht das Fell-Vorderteil einer Wisent-Maske, gezeigt weöden sollte. Zur Frage der Bedeutung der kultischen Tiermaskeraden in der "Fastnachts"- Zeit empfehle ich das Werk "Kultische Geheimbünde der Germanen" von Prof. Dr- Höfler (Verlag M-Diesterweg, Fkft.a.M. 1934) Wir finden darin die Fastnachts- zeit als hohe Zeit der germanischen Toten- und Heldenverehrung geschildert, und da wir im Kriemhildenstuhl an einer Sonnen- und Totenkultstätte stehen, in deren Ostteil bis fast zu unseren Zeiten die Fastnachtsfeuer brannten, kann die Vermutung einer kultischen Tiermaske hier nicht befremden. Auf die Totenkultbedeutung des Namens der Kriemhilde und deren Vor- gängerinnen, muss endlich bei unserem Kriemhildenstuhl ebenfalls hingewiesen werden, worüber Prof. Höfler in dem oben genannten Werk, in Abschnitt "Aufbau der Volsungensage" (S. 209-219) u.a. berichtet. Wir kommen auch hierin zu an- deren Ergebnissen als Dr. Sprater, der im Bd. XXXIV des Pfälz. Museums, 1917 den völlig verfehlten Versuch machte, "Dass der Name Krumholzerstuhl von der Fa- milie Krumholzer kommt." (Im Nachtrag zu "Ein angebliches Merkur-Relief im Brunholdisstuhl/Krumholzerstuhl, hinter welchem Namen der von Spr. angegriffene Dr. C. Mehlis bereits richtig "Kriemhildenstuhl" vermutete - 1877!!) Dr. med. Adolf Stoll
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