Maillols bekannteste Kleinplastiken stammen aus Editionen, die der Kunsthändler Ambroise Vollard herausgegeben hat. Von 1902 bis 1911 schlossen beide Verträge über mehr als zwanzig Plastiken, dabei wurde dem Kunsthändler das uneingeschränkte Reproduktionsrecht eingeräumt. Das Modell der „Sitzenden“ ist im zweiten Vertrag zwischen Maillol und Vollard vom 20. Dezember 1905 als „Jeune fille assise, tenant son pied aux mains“ („Junges sitzendes Mädchen, seinen Fuß mit den Händen haltend“) aufgeführt (Nachlass Vollard, Privatbesitz). Die Statuette war vermutlich kurz zuvor entstanden. Vollard gab diese Kleinplastik sowohl in Bronze als auch in Terrakotta in unlimitierten Auflagen heraus. Die Nationalgalerie erwarb bei ihm von 1905 bis 1907 sechs Bronzestatuetten, von denen zwei weitere erhalten sind („Kniender weiblicher Akt“, 1900, B I 249 b und „Junges Mädchen, sich die Haare bindend“, um 1900, B I 249); drei weitere jedoch sind seit 1945 verschollen. Im November 1905 bestellte Nationalgalerie-Direktor Tschudi die „Sitzende“, die daraufhin gegossen wurde; sie traf erst im Juni 1906 in Berlin ein (Barbara Paul, Hugo von Tschudi und die moderne französische Kunst im deutschen Kaiserreich, Mainz 1993, S. 373). Tschudis Erwerbungen in Paris waren die ersten Ankäufe von Maillol-Plastiken für ein öffentliches Museum. Die Ankaufsgelder stammten aus Mitteln des Generalkonsuls Paul Freiherr von Merling. Als Käufer wird in den Unterlagen der Galerie Vollard jedoch Tschudi genannt (Fonds Vollard, Musée d’Orsay, Paris). Später gelangte auch das ebenfalls von Vollard vertriebene Porträt von Auguste Renoir (B II 66) in die Sammlung. | Ursel Berger
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