Ein älterer Mann mit kurzen weißen Haaren schaut die Betrachter:innen an. Sein Kopf ist leicht zur Seite geneigt, der Mund geöffnet, als ob er gerade im Sprechen begriffen sei. Er trägt eine blaue Jacke, der Hintergrund ist in Grün gehalten. Die Farbe hat der Maler, der das Gemälde unten rechts signierte, besonders pastos aufgetragen, die Augenbrauen werden durch Farbklumpen regelrecht skulptiert – eine Malweise, die als expressiver Realismus bezeichnet wurde, da sie sich eines dynamischen Farbauftrags und einer Auswahl intensiver Farben bedient. Bildnisse standen im Mittelpunkt von Degners Schaffen, er fertigte eine ganze Porträtgalerie an, die prominente (vgl. „Theodor Däubler“, A II 1043) und unbekannte Persönlichkeiten gleichermaßen umfasst. Der Künstler hatte zwischen 1906 und 1908 an der Kunstakademie in Königsberg studiert. Im Ersten Weltkrieg wurde er zum Sanitätsdienst verpflichtet. Zwischen 1920 und 1925 lehrte er als Professor an der Königsberger Akademie und anschließend an der Hochschule für die bildenden Künste in Berlin. 1934 erhielt er Arbeits- und Ausstellungsverbot, wenige Jahre später wurden sechs seiner Bilder als „entartet“ beschlagnahmt, es folgte sein Ausschluss aus der Reichskulturkammer. Bei der Ausbombung seines Ateliers in Berlin-Charlottenburg wurden viele seiner Kunstwerke zerstört. Daraufhin ging Degner nach Schlesien. Als er 1945 nach Berlin zurückkehrte, wurde er erneut an die Hochschule für die bildenden Künste berufen und erhielt Ehrungen und Preise. 1972 starb er in West-Berlin. | Anja Pawel
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