Der Schweizer Bildhauer Huf hatte nach einer Ausbildung zum Goldschmied Abendkurse bei Joseph Vetter und Walter Stäger an der Luzerner Kunstgewerbeschule belegt. In den 1910er-Jahren schloss er Bekanntschaft mit prominenten Künstlern der Avantgarde wie Hans Arp und Ernesto de Fiori. Ab 1914 wohnte Huf in Berlin, wo er viele Kulturschaffende porträtierte und sich im künstlerischen Milieu der Expressionisten bewegte, ohne sich konkret einer bestimmten Stilrichtung zu widmen. Das Porträt von Max Liebermann (1847–1935) entstand, als der längst berühmte Maler bereits Mitte siebzig war. Liebermann war Mitbegründer der Berliner Secession und seit 1920 Präsident der Akademie der Künste. In seiner Porträtbüste entschied sich Huf für eine unebene Oberfläche – sie zeigt deutlich die Spuren der modellierenden Hand, mit welcher der Bildhauer den Eindruck vieler Altersfalten unterstrich. Der nach unten gerichtete Blick erscheint seriös, vielleicht auch müde. Gustav Pauli, der damalige Direktor der Hamburger Kunsthalle, soll diesen ersten Bronzeguss im Dezember 1923 für sein Museum reserviert haben. Er hatte bereits seit zwei Jahrzehnten Liebermanns Werk zunächst in Bremen, dann in Hamburg für beide Kunsthallen gesammelt. Als Huf hörte, dass der Kopf zur NS-Zeit als „entartet“ in Hamburg beschlagnahmt worden war (lange ging man davon aus, dass er eingeschmolzen worden sei), schrieb er, das sei „rührend blödsinnig, denn da war ja nun wirklich nichts revolutionäres dran“ (zit. nach WVZ Müller 2004, S. 245, Nr. 124 c). | Emily Joyce Evans
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