Im Jahr 1929 trat Grämer dem Dresdner Ortsverband der Assoziation revolutionärer bildender Künstler Deutschlands (ASSO) bei. Wichtiger als ein gemeinsames ästhetisches Programm war der Vereinigung die kommunistische Gesinnung ihrer Mitglieder, nach deren Überzeugung Kunst im gemeinsamen Kampf mit der Arbeiterklasse eingesetzt werden sollte. Ein Jahr zuvor war die ASSO in Berlin durch Künstler wie Max Keilson, George Grosz, John Heartfield und Rudolf Schlichter in enger Verbindung zur KPD initiiert worden, woraufhin sich weitere Ortsgruppen bildeten. Der Dresdner Zweig zählte circa vierzig Mitglieder und besaß eine wahrnehmbare Ausstrahlungskraft. Die Kleinplastik „Pfeifender Junge“ entstand während Grämers aktiver Mitgliedschaft in der ASSO, in ihr ist die Weiterentwicklung vom passiven, leidenden zum aktiven, kämpferischen Arbeiterkind zu beobachten (vgl. „Mich hungert“, B III 155). Der breitbeinig stehende Junge, frech pfeifend und mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen, drückt Selbstbewusstsein und Stärke aus, womit er ein als revolutionär verstandenes Menschenbild verkörpert. | Irina Hiebert Grun
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