Bereits im Alter von 13 Jahren fand Clarenbach 1893 Aufnahme an der Düsseldorfer Kunstakademie. Ab 1903 belegen zahlreiche Auszeichnungen und Jurytätigkeiten seinen raschen und beeindruckenden künstlerischen Aufstieg. Kunsthistorisch und biografisch am bedeutendsten war hierbei sicherlich sein Engagement für den Sonderbund in Düsseldorf als Gründungs- und Kommissionsmitglied. Auf dessen Ausstellungen von 1909 bis 1913 reüssierte der Künstler neben den Vätern des französischen Impressionismus wie Paul Cézanne, Alfred Sisley und Claude Monet. Dieser Einfluss blieb für seine weitere Schaffenszeit maßgeblich, wie es auch an den beiden Werken in der Sammlung der Nationalgalerie ersichtlich ist. Zwischen ihnen liegen etwa 23 Jahre, und doch markieren sie in ihrer Varianz bereits die äußersten Pole von Clarenbachs künstlerischem Ausdruck. „Vorfrühling“ (A II 236) ist in langen, horizontalen Pinselstrichen angelegt. Dazu quer und kurz gesetzte Striche arbeiten die Struktur der Bäume, Büsche und des schneegesäumten Ufers heraus. „Herbsttag“ (A III 605) ist mit deutlich glatterem Farbauftrag gestaltet, der immer noch impressionistische Züge aufweist, aber trocken gebunden, fast pudrig auf der Leinwand liegt. Beide Gemälde weichen in ihren Maßen erheblich von Clarenbachs favorisiertem Format von 60 mal 80 Zentimetern ab. Wenngleich weniger monumental als sein Frühwerk „Der stille Tag“ von 1902 (171 × 250 cm; Kunstpalast, Düsseldorf) verleiht die Größe beiden Darstellungen der stillen, menschenleeren Natur eine beeindruckende Präsenz. Analog zu seinem Stil variiert die Auswahl von Clarenbachs Motiven nur geringfügig. Diese fand er nach dem Bezug seines von Joseph Maria Olbrich entworfenen Hauses in Wittlaer 1908 mehrheitlich unmittelbar vor der Tür: in seinem Garten, am Rhein und dem zufließenden Schwarzbach. | Katharina Wippermann
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