In Volkmanns Arbeiten verbinden sich die Figurenauffassungen Adolf von Hildebrands und Hans von Marées’, mit dem der Bildhauer in Rom eng zusammengearbeitet hatte. So bereiten fünf Zeichnungen Marées’ die Figur des „Nackten Jünglings“ vor (Staatliche Graphische Sammlung München). Zudem dokumentieren Fotos und Briefe im Nachlass Volkmanns (Privatbesitz) die Entstehung der Skulptur sehr genau. Der Bildhauer schuf sie nach seiner Rückehr aus Rom in Frankfurt am Main. Nach Kriegsbeginn folgte die Ausführung in Marmor. Diese sollte seinen Studenten an der Städelschule dazu dienen, die von Hildebrand propagierte Technik des „Freien Arbeitens“ in Stein nahezubringen. Volkmann verzichtete auf das Punktieren durch professionelle Bossierer und arbeitete lediglich mit einem 90 Zentimeter großen, nicht mehr erhaltenen Hilfsmodell. Im Frühjahr 1918 waren die Arbeiten „fast abgeschlossen“ (Artur Volkmann an Fanny Volkmann, 2.5.1918, zit. nach Anette Niethammer, Wie auf den Tag das Abendsonnenlicht … Hans von Marées’ Meisterschüler Artur Volkmann, Nordhausen 2006, S. 128). Die abschließende polychrome Oberflächengestaltung umfasst bis auf die Plinthe die gesamte Figur. Gerade im Kreis der Deutschrömer um Hildebrand, Constantin Starck und Peter Bruckmann wurde mit zarten Lasuren und lokalen Tönungen experimentiert, um die als befremdlich empfundene Kühle des Marmors zu unterbinden und der plastischen Form die größtmöglichste Wirkung zu verleihen. Die polychrome Fassung hat unter anderem zu einer fälschlichen Zuschreibung des Werks an Bruckmann geführt, doch durch die Freilegung der Signatur ließ es sich zweifelsfrei als Arbeit Volkmanns identifizieren. | Yvette Deseyve
de
