Im Jahr 1917 heiratete Weiss in zweiter Ehe die Bildhauerin Renée Sintenis (1888–1965), die zwischen 1908 und 1912 an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums in Berlin seine Schülerin gewesen war. Die beiden verbrachten bis zum Tod von Weiss nicht nur ein harmonisches Leben miteinander, sondern sie gestalteten und illustrierten auch eine Vielzahl von Büchern gemeinsam und fertigten andere gebrauchsgrafische Arbeiten an. Insgesamt elf Mal hat Weiss seine 13 Jahre jüngere Lebensgefährtin als attraktive und selbstbewusste Frau in unterschiedlichen privaten Situationen porträtiert. In der wohl zwischen 1915 und 1920 entstandenen kleinformatigen Kopfstudie konzentrierte sich der Künstler dagegen allein auf die ausdrucksstarken Gesichtszüge der Bildhauerin, die er im Halbprofil mit ernstem Blick und zurückgekämmtem Haar vor einem hellblauen Hintergrund zeigt. Es ist ein Charakteristikum von Weiss’ Bildnissen, der außer seiner Frau auch Freunde porträtierte, eine gewisse Distanz zu seinen Modellen zu bewahren und dennoch die zentralen Eigenschaften ihres Wesens offenzulegen. | Maike Steinkamp
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