Puchegger hat mit der lebensgroßen Sitzfigur eines Affenweibchens aus Palisander seine wohl großformatigste Skulptur geschaffen. Die Kameruner Schimpansin Missie war 1902 nach Berlin gebracht worden und durch ihr vermeintlich menschliches Verhalten zum Publikumsliebling avanciert. Wenig hiervon jedoch zeigt ihr Porträt. Exemplarisch steht „Missie“ für Pucheggers gekonnte Balance von Charakter und Stil. Kubisch belassen erscheint die Silhouette; dezent sind die Proportionen überzeichnet. Insbesondere die kraftvollen, zwischen den Beinen verschränkt hängenden Arme und der sich abwendende Kopf dominieren die Komposition und verleihen der Figur jene ebenso monumentale wie in sich gekehrte Wirkung, wie sie für Pucheggers beste Arbeiten maßgeblich ist. Die Schimpansin „Missie“, vor deren gänzlicher Vollendung der Künstler starb, wurde nach Fürsprache des Berliner Zoodirektors Ludwig Heck von der Nationalgalerie durch deren Direktor, Ludwig Justi, erworben. „Wie zum Hohn, ging nach seinem Tode, was noch da war zu großen Preisen weg“, beschreibt Heck den Erfolg der Nachlassausstellung 1918 (Ludwig Heck, Heiter-ernste Lebensbeichte, Berlin 1938, S. 345f.). Nach langjähriger Aufstellung als Leihgabe im Zoo und vermeintlichem Kriegsverlust gelangte das Werk 2014 an die Nationalgalerie zurück. | Philipp Demandt
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