Dieses Bild schildert eine fiktive Begegnung des alten, kahlköpfigen Chan- (j. Zen-)Meisters Fenggan (j. Bukan), der auf einem Tiger reitet, mit dem zur Hälfte von einem kulissenartigen Abhang verdeckten Hanshan (j. Kanzan), und seinem Gefährten Shide (j. Jittoku), der durch struppiges Haar und einen Besen gekennzeichnet ist. Die wichtigste Quelle für die Biografien der drei Dargestellten ist das Vorwort zu den Tang-zeitlichen Gedichten des Meisters „Kalter Berg“ (Hanshan). Dort wird berichtet, dass der Abt Fenggan in seinem Kloster einen gewissen Shide als Findelkind aufgenommen hatte. Später versorgte Shide als Küchenjunge des Klosters den Dichter und Eremiten Hanshan vom nahe gelegenen Tiantai-Berg mit Essen. Gemeinsam mit dem Tiger, Fenggans ständigem Begleiter, werden die drei als exzentrisch beschriebenen Persönlichkeiten häufig schlafend dargestellt. Unter dem Titel „Vier Schläfer“ bilden sie ein beliebtes Thema in der Chan- bzw. Zen-buddhistischen Malerei und gelten als Beispiel dafür, dass die Weisheit der Erleuchtung unabhängig von Gelehrsamkeit und sozialer Stellung erreicht werden kann. Das Bild wurde dem in China wenig bekannten, in Japan jedoch überaus geschätzten Malermönch Muqi zugeschrieben. Es ist aber wohl doch eine japanische Kopie eines chinesischen Originales und datiert in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die Aufschrift in der oberen linken Bildecke stammt von Daisen Dōtsu, dem 17. Abt des 1282 gegründeten Zen-Klosters Engakuji in Kamakura. Sein Gedicht thematisiert den erleuchteten Zustand der „Vier Schläfer“, die ein von der Welt abgeschiedenes Leben führen. Es lautet: In nördlichen Gefilden hat von jeher weder Ehr’ noch Schand’ etwas bedeutet. Gar lange Zeit schon abgeschieden von der Welt des Nutzens und des eitlen Ruhms, an einem Ort tief in den grünen Bergen weilen sie – zu tun gibt es nichts mehr. Vier Schläfer, müßig halb, und halb auch nicht so müßig.
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