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Landesgeschichtliche Vereinigung für die Mark Brandenburg e.V., Archiv Fotografien Ansichten (Orte, Gebäude, Landschaften) Berlin (Fotografien) Sachen, Ereignisse [LGV-Archiv, C 12 A-4-0018]
Berlin-Mitte: Akademie der Künste (Unter den Linden) im Festschmuck 1871 (Landesgeschichtliche Vereinigung für die Mark Brandenburg e.V., Archiv CC BY)
Herkunft/Rechte: Landesgeschichtliche Vereinigung für die Mark Brandenburg e.V., Archiv / Gustav Schucht (CC BY)
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Berlin-Mitte: Akademie der Künste (Unter den Linden) im Festschmuck 1871

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Beschreibung

Aufnahme von Gustav Schucht (Berlin), 1871
Ansicht des mittleren Bereichs der Fassade Unter den Linden 8 (damals Haus-Nr. 38) von Südwesten. Das Blatt stammt aus dem mit 17 Fotografien auf Tafeln versehenen Druckwerk "Die Siegesstrasse in Berlin beim Einzuge des Kaisers Wilhelm mit den Deutschen Truppen am 16. Juni 1871. Unter Betheiligung der Kommission für die Ausführung der Siegesstraße hrsg. von Karl Eggers. Berlin 1871 ([3], 47 S., 17 ungez. Bl.). Das Werk enthält im Textteil eine genaue Beschreibung der Stationen mit ihren Dekorationenen, für die am hier gezeigten Akademiegebäude auf den Seiten 27–30 (Abschrift siehe unten in der ausführlichen Beschreibung). Im "Verzeichniss der photographischen Blätter" lautet der Bildtitel: "Mittelbau der Akademie der Künste, nach Prof. M. Gropius." Auf den Textteil folgen, auf Karton aufgezogen, 17 Originalfotografien, sämtlich aufgenommen von G. Schuch.
Während das hier gezeigte Blatt wohl längere Zeit im Licht gehangen hat und entsprechend schwach und gelblich geworden ist, lässt sich die ursprüngliche, kontrastreichere, dunklere, braungetönte Qualität im Digitalisat des vollständigen Exemplars der Zentral- und Landesbibliothek Berlin vergleichen (siehe Link).

Provenienz: Erworben 2023 im Trödelhandel in Berlin-Mitte.

Beschriftung/Aufschrift

Auf dem Trägerkarton gedruckt unter dem Bild, li. u.: "Die Siegesstrasse. Blatt 11.", re. u. "Photographie von G. Schucht." Darunter mi, größer der Bildtitel: "MITTELBAU DER AKADEMIE DER KÜNSTE." – Ganz unten, mi.: " Verlag von Rud. Hoffmann in Berlin."

Material/Technik

Fotografie (Albuminpapierabzug), auf Karton aufgezogen

Maße

15,3 x 20 cm, montiert auf 26,7 x 32,3 cm große Trägerpappe

Ausführliche Beschreibung

Die Siegesstrasse in Berlin beim Einzuge des Kaisers Wilhelm mit den Deutschen Truppen am 16. Juni 1871. Unter Betheiligung der Kommission für die Ausführung der Siegesstraße hrsg. von Karl Eggers. Berlin 1871, S. 27–30:

"Mit dem Schluß der Straße Unter den Linden öffnet sich beim Denkmal Friedrichs des Großen und bis zur Schloßbrücke reichend der große freie Platz für den Vorbeimarsch der Truppen vor ihrem kaiserlichen Feldherrn. Vorher aber noch giebt die Akademie der Künste, sich mit ihrem Schmuck in den Gedankengang der städtischen Siegesstraße sinnvoll einreihend, einen zusammenfassenden Rückblick auf ihren Beginn, sowie einen Hinweis auf ihren nachkommenden Abschluß. Dem in Kaiser und Reich geeinigten Deutschlang und allen seinen Helden gilt der prächtige Schmuck in Wort und Bild, malerischem und plastischem, – ihnen allen von den Heerführern an bis zu den Mannschaften aller Waffengattungen, allen Ständen entnommen und bis zu den friedlichen Kräften, welche im Sanitätspersonal repräsentirt werden.
Die dekorativ anspruchslose Architektur des Gebäudes wird durch einfache Malerei in rothbrauner Farbe belebt, indem im Hauptgeschoß die zwischen den Fenstern liegenden Wandflächen zur Aufnahme malerischen Schmuckes umrahmt und die Friese durch vergoldetes Rankenwerk, Rosetten und Inschriften geziert sind. Kränze und Laubgewinde in architektonischer Anordnung zieren sowohl die Rustica des Erdgeschosses, welches zwischen den Risaliten ebenso geschmückten, roth drapirten Tribünen Raum giebt, als auch die Attika, über welcher eine weiß und roth drapirte Ballustrade ebenfalls Zuschauerplätze einfriedet. In der Mitte des Hauses vor und über dem Portale aufsteigend ist eine Nische vorgebaut, im Hauptgeschoß durch korinthische Säulen seitlich gestützt. Hier steht auf hohem Postament die Kolossal-Büste des Kaisers Wilhelm, modellirt von Professor Dr. Friedrich Drake, vor ihm die Idealfiguren der Germania und Borussia, einander die Hände reichend, modelliert von Ludwig Drake nach Entwürfen von Professor Fr. Drake. Der abschließende Giebel der Nische ist von einer Strahlensonne, dem Reichs-Adler und reichem Fahnenschmuck gekrönt. Im Fries des Mittelbaues sagt die goldene Inschrift im Hinblick auf den plastischen Schmuck der Nische:

Ein Deutsches Reich, dies Kaiserhaupt,
Ein Sieg, wie kaum er je geglaubt!
Es hat dich sichtlich Gottes Hand
Gesegnet, theures Vaterland!

In dem nämlichen Friese des Risalits an der Seite der Charlottenstraße wird aber dem einziehenden Heere zuvor der Willkommruf gebracht:

In Festesglanz, nach Schlachtendrang,
Den Siegern Gruß, den Siegern Dank!

während es an der entsprechenden Stelle des Risalits an der Universitätsstraße lobpreisend lautet:

In Einheit stark, in Thaten groß,
In Sitten rein: ein glücklich Loos!

Die Giebel der vier Fenster im Mittelbau sind mit Kronen geschmückt, die Fenster selbst aber werden durch die in ganzer Figur auf Goldgrund ausgeführten Bildnisse der Befehlshaber der vier im Feldzuge zur Verwendung gekommenen Armeen eingenommen, und zwar ist zur Rechten der Kaisernische das Bild des Kronprinzen des Deutschen Reichs und von Preußen, gemalt von Professor Oskar Begas. Auf den Säbel gestützt, steht er entblößten Hauptes den Marschallstab in der Rechten. Die Unterschrift lautet:

Erbe des Purpurs, geschmückt mit erblicher Tugend der Ahnen,
Bürgst Du, Sieger im Kampf, Siege des Friedens dem Reich.

Diesem Bilde zunächst folgt das des Großherzogs Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin, wie jenes mit Laubgewinden umrahmt, gemalt von Fr. Kaulbach. Ebenfalls entblößten Hauptes, trägt er die große Ordenskette über dem Waffenrock. Ihm zu Füßen mischen sich Rosen mit dem Lorbeer. Sein Distichon:

Herrschend aus eigenem Rechte, gehorchend aus eigenem Willen,
Fürst und Feldherr zugleich, zogst Du das tapfere Schwert.

Zur Linken des Kaisers sieht man das Bild des Prinzen Friedrich Karl mit dem Marschallstab, in rother Husaren-Uniform mit herabhängendem Mantel, gemalt von Professor Gustav Richter. Unten die Worte:

Feldherr, markig in Kraft, von vorwärts stürmender Kühnheit,
Dir folgt, treu bis zum Tod, freudig zum Siege die Schaar.

Dann folgt das Bildniß des Kronzprinzen von Sachsen, gemalt von Professor Karl Becker. In Helm und Waffenrock stehend späht er hinaus, in Begriff das Schwert zu ziehen. Die Unterschrift sagt:

Männer aus jeglichem Gau Germaniens kämpften verbrüdert,
Helden, dem Throne zunächst, führten die Streiter zum Sieg.

Die zwischen diesen vier Bildnissen liegenden Wandflächen sind mit größeren Gemälden gefüllt, welche die Typen der zum Kampfe geführten Deutschen in allen Waffengattungen vorführen. Das Eckgemälde zur Linken von Prof. Dr. D. Heyden unter Mitwirkung von Paul Meyerheim und Norbert Schroedel ausgeführt: Preußische Jäger und Artillerie haben ein französisches Geschütz genommen, dessen Vertheidiger zu Boden geworfen sind. – Das nächste Bild: Preußische Infanterie, der Landwehrmann im Vordergrunde ruhend von blutiger Arbeit, der Garde-Füsilier jubelnd mit der eroberten feindlichen Fahne, ist von G. Spangenberg komponirt und ausgeführt. – Dann folgt der Bairische Fußsoldat zur Linken der Kaisernische und zu deren Rechten der Würtembergische, beide mit ihren Fahnen, nach Entwürfen von G. Bleibtreu ausgeführt von G. Hallatz. – Es folgt von Ludwig Burger komponirt und ausgeführt: der preußische Ulan und der Sächsische Reiter, im Hintergrunde Sanitätspersonal; und die Reihe dieser prächtigen Bilder schließt Steffecks Bild: Preußischer Kürassier und Dragoner, in wildem Angriff feindliche Infanterie vernichtend, an dessen Ausführung sich Henneberg betheiligte.
Von den Wandflächen zwischen den Fenstern der beiden zurückspringenden Facadentheile sind die mittleren durch die Bildnisse des Reichskanzlers Fürst Bismarck und des Grafen Moltke geschmückt in ganzer Figur von Professor A. Menzel. Der Meister des Raths steht an dem mit Aktenstücken und Depeschen bedeckten Tisch; unter ihm liest man:
Eisengeschmiedet erwuchs, mit Blut gekittet, die Einheit,
Trotzend den Stürmen der Zeit; - Meister, Du löstest Dein Wort.

Der Meister der That späht, in den Mantel gehüllt, in das winterliche Schlachtgefilde, die Linke auf dem Rücken, die Rechte am Fernglas. Ihm huldigen die Worte:
Dir vertraute das Volk der Deutschen, geeinigt in Waffen,
Lenker des schneidigen Schwerts, Denker der siegenden Schlacht.

Sämmtliche übrigen Wandflächen zwischen den Fenstern sowohl dieser rückspringenden Facadentheile, als auch der beiden Eckrisalite tragen die Brustbilder des Kriegsministers und der Corps-Kommandanten. In Medaillonform sind sie von lebendem Laube umrahmt und hängen an kranzgeschmücktem, die Fenstergiebel verbindendem Laubgewinde. Eine Inschrifttafel in reicher Umrahmung trägt die Namen: Von der Ecke der Charlottenstraße beginnend werden unsere Helden in dieser Reihenfolge sichtbar: von Voigts-Rhetz gemalt von A. Jebens, von der Tann gemalt von Professor B. Plockhorst, von Göben gemalt von G. Gräf, von Manstein gemalt von E. Hildebrand, von Werder gemalt von Plockhorst, von Roon gemalt von Hildebrand, Prinz August von Würtemberg gemalt von C. Teschendorff, von Kirchmann, gemalt von G. Biermann, von Manteuffel gemalt von Hildebrand, von Fransecky gemalt von F. Schauß, von Alversleben I. gemalt von W. Amberg, von Alvensleben II. gemalt von Jebens, von Bose gemalt von Adolf Burger, von Zastrow gemalt von Professor A. Eybel, von Steinmetz gemalt von demselben, von Tümpling gemalt von W. Gentz.
Die Inschriften an der Akademie der Künste haben Justizrath Gerloff zum Verfasser, während alle übrigen in der ganzen Siegestraße zur Verwendung gekommenen Inschriften von Professor Dr. Friedrich Eggers verfaßt oder ausgewählt worden sind."

Danksagung

Dank an Astrid Bahl (Berlin) für die (mit E-Mail vom 17. 4. 2023 übermittelte) Texterfassung des in der ausführlichen Beschreibung wiedergegebenen Auszugs aus dem Druckwerk über die Siegesstraße!

Karte
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