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Jüdisches Leben | Transport Da 219 nach Maly Trostinec (www.welt.de CC BY-NC-SA)
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Jüdische Geschichte | Transport Da 219 nach Maly Trostinec

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Jüdische Geschichte | Transport Da 219 nach Maly Trostinec

Auszug aus der Rede der Stadtarchivarin der Kolpingstadt Kerpen Susanne Harke-Schmidt anlässlich der Stolpersteinverlegung am 24.09.2022 in Sindorf, Heppendorfer Straße 37 und Herrenstraße 65

Der Zug nach Maly Trostinec mit den Sindorfer Familien Kahn und Nathan trug die Bezeichnung „Transport Da 219“. Er verließ Köln-Deutz am 20. Juli 1942 mit 1164 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus Köln, Bonn und dem Kölner Umland, auch aus dem heutigen Rhein-Erft Kreis. Darunter waren 117 Kindern unter zehn Jahren und viele Jugendliche.

Allein 40 Kinder aus den beiden jüdischen Kinderheimen an der Lützowstraße und an der Aachener Straße. Auch Dr. Erich Klibansky, der Leiter des Kölner Jüdischen Gymnasiums Jawne, befand sich mit seiner Frau, den drei Söhnen und weiteren 100 Schülerinnen und Schülern in diesem Transport. Noch 1939 hatte Erich Klibansky 130 seiner Schülerinnen und Schüler gerettet. Er hatte sie nach England gebracht.

Seine eigenen Kinder rettete er nicht. Am Vortag der Deportation mussten sich alle, die diesem Transport zugeteilt waren, in den Messehallen in Köln-Deutz einfinden. Mitzubringen waren der Wohnungsschlüssel in einem Briefumschlag mit genauer Anschrift, Wertsachen jeder Art, Lebensmittel für drei Tage, ein Essbesteck und ein Essnapf, ein Bettsack mit Bettwäsche und Bettzeug, ein Koffer oder Rucksack mit persönlichen Gegenständen, das Fahrgeld 50 Reichsmark für Erwachsene, 25 Reichsmark für Kinder unter zehn Jahren, denn die Menschen mussten für die Fahrt in den Tod auch noch bezahlen. Am Montag, den 20. Juli 1942, verließ der Personenzug Köln-Deutz um 15:00 Uhr. Zwei Tage später erreichte er am Nachmittag Wolkowisk in Weißrussland, ehemals Polen. Hier mussten die Deportierten in Güterwaggons mit je 50 Personen umsteigen.

Auf der Fahrt gab es immer wieder lange Haltezeiten. Kurz vor Minsk blieb der Güterzug fast einen ganzen Tag lang in der Sommerhitze auf einem Abstellgleis stehen. Am Freitag, den 24. Juli erreichte der Zug nach fünftägiger Fahrt Minsk. Alle Kinder, Frauen und Männer wurden von hier aus nach Maly Trostinec gebracht. Sie mussten in Lastwagen umsteigen, die sie in ein nahegelegenes Waldstück brachten.

Dort wurden sie an zuvor ausgehobenen Gruben erschossen. Möglicherweise wurden einige in sogenannten Gaswagen mit Motorabgasen getötet. Im Zug Da 219 nach Minsk befanden sich neben Hermann, Regina und Else Kahn und Moritz, Sibylla, Herbert und Elly Nathan weitere jüdische Familien aus Kerpen und Umgebung. Einige von ihnen kennen die Familiengeschichte des Kerpener Juden Charles Schwarz, dessen Tante Jenny, seinen Onkel Max, der Cousin Wolfgang und die Cousine Susi befanden sich in diesem Zug. Und sie kennen sicherlich fast alle das Foto, das die Deportation Szene auf dem Transporter am Kerpener Filzengraben zeigt. 26 der 31 damals verschleppten jüdischen Menschen, die auf diesem Foto zu sehen sind, wurden mit dem Zug Da 219 nach Minsk verbracht. Unter ihnen der 4-jährige Erich Eifler, seine 6-jährige Schwester Eva und die 8-jährige Helga Leiser. Sie alle wurden im Wald bei Maly Trostinec ermordet.

Dort haben sich grauenhafte und für uns alle unvorstellbare Szenen abgespielt. 2019 wurde im Waldstück bei Maly Trostinec ein Mahnmal eingeweiht.

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